Karl/Karel Klostermann, der als Sohn deutschstämmiger Eltern in tschechischer Sprache unter anderem Romane über unsere Mittelgebrigsregion des Böhmerwalds schrieb, setzte sich schon vor mehr als 100 Jahren für die Verständigung zwischen der Bevölkerung dieser beiden Länder ein. In jungen Jahren verbrachte Klostermann seine Sommerferien oft in Schlösselwald, einer Streusiedlung in der Näher der Ortschaft Srni/Rehberg nahe der Grenze zu Bayern. Dort werden auch für heutige Besucher noch viele Schauplätze seiner Romane direkt erlebbar.

Die Klasse 9C der Realschule in Regen hat vor einiger Zeit durch ein gemeinsames, durch den Böhmerwald inspiriertes Sterzessen mit Ossi Heindl, der als Krimiautor ebenfalls Karl Klostermann für sich und seine Werke entdeckt hat, und eigene Recherchen einen Einblick in das Alltagsleben der Zeit des Dichters bekommen. Dabei wurde das Interesse der Jugendlichen an dem Dichter und vor allem an den Lebensumständen der damals lebenden Personen weiter gestärkt. Somit stand nun folgerichtig als nächster Schritt ein Besuch der Originalschauplätze in Tschechien zusammen mit den Schülerinnen und Schülern der Partnerschule aus Horažďovice an.

Am ersten Tag wurde zum besseren Kennenlernen eine gemeinsame Kanufahrt auf der von Klostermann oft beschriebenen Ottawa unternommen, die dann am Schulort der tschechischen Schüler endete. Dabei waren auch schon gegenseitiges Helfen und Teamfähigkeit in zum Teil länderübergreifenden Booten gefragt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Partnerschule wurde dann in Gesprächen der nächste Tag vorbereitet, der dem Kern des Projekts, der Erstellung von Videomaterial für einen interaktiven Wanderweg, dienen sollte.

Nach einem Transfer nach Antýgl/Antigl, wo es noch einen alten künischen Freibauernhof aus Klostermanns Jugendzeit zu besichtigen gibt, schlugen die Regener dann vor Ort auf dem Campingplatz ihre Zelte auf, versorgten sich selbst am Lagerfeuer und besprachen den Ablauf des nächsten Tages. Dabei waren oft Fertigkeiten gefragt, die für Jugendliche in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich sind und die sehr positiv auf das Gemeinschaftsgefühl und das Soziale der Gruppe wirken und – was am Wichtigsten ist – natürlich auch jede Menge Spaß machen.

Nach dem gemeinsamen Frühstück wurde dann am nächsten Tag an verschiedenen Stationen eines etwa fünf Kilometer langen Wanderwegs tschechische und deutsche Erklärvideos gedreht. Diese beschreiben Örtlichkeiten wie z.B. das Steinerne Haus, in dem Klostermann seine Urlaube verbrachte oder auch den Chinitz-Tettauer Schwemmkanal, der um 1800 vor Ort zum Holztransport, einer wichtigen Lebensgrundlage der damaligen Bevölkerung, angelegt wurde. Dieser stellt eine Umleitung des wilden, stark durch eindrucksvolle Felsen verblockten Vydra/Widra-Tals dar, die die Hauptkulisse des zukünftigen Wanderwegs bildet.

Dieser wird dann später mit einer kostenlosen App-Begleitung zu begehen sein. Nach dem Scannen einer QR-Codes lernt man so bei dieser Runde die Sehenswürdigkeiten durch die Schülervideos kennen. Am Ende kann man dann auf einem virtuellen schwarzen Brett eigene Fotos von seinen Eindrücken und Erlebnisse auf dem Weg hochladen.

So erhoffen sich beide Schulen, dass sie erfahren, was andere über diese Gegend und den Dichter denken, wie der Wanderweg ankommt und ob er die Zielgruppe auch erreicht, die komplizierterweise im jugendlichen Altersbereich liegt, die für die angesprochenen Themen wahrscheinlich eher schwer zu erreichen ist.

Um dieses erkannte Problem zu lösen, haben die Schülerinnen und Schüler die Idee aufgegriffen, einen kleinen Roman zu schreiben, der einen fiktiven Karel Klostermann in ihrem Alter von 15 Jahren zum Protagonisten wählt. Dieser Roman spielt an den Orten, die die Eckpunkte der Wanderung bilden. Damit wird auch ein Punkt aufgegriffen, der viele Leser der originalen Klostermannromane so fasziniert: Die Erlebbarkeit bei uns in der Nähe.

Hilfe beim Schreiben erhalten die Schülerinnen und Schüler dazu von einer Künstlichen Intelligenz, die den Prozess stark unterstützt und mit dem geplanten Plott (Szenenablauf) des Romans „gefüttert“ wird. Dann kann man Szenen ausformulieren lassen, die dann natürlich weiter überarbeitet und umgeschrieben werden müssen.

Somit wird die Wanderung im Optimalfall nicht nur zum Besuch historischer Orte, sondern zu einer Zeitreise mit einer Person, in die man sich zumindest altersmäßig hineinversetzen kann und mit der man mitfiebern kann.

Die damit verbundene Hoffnung ist, Klostermann und die Gegend auch besser für jüngere Leute zu erschließen. Ob dies gelingt, wird sich zeigen, wenn der Wanderweg im Herbst fertig ist. Bis dahin müssen die gedrehten Videos geschnitten und der Roman fertig geschrieben und ins Tschechische übersetzt werden.

Die hinter dem Projekt steckenden völkerverbindende Idee, die Klostermann selbst auch schon nicht ruhen ließ, hat den Bewertern der Europäischen Union so gut gefallen, dass die Kosten der Unternehmung vom „Erasmus+“-Programm komplett übernommen wurden und die Schülergruppen aus Tschechien und Bayern so wahrlich an diesem Projekt zusammenwachsen konnten.

Anna Ehrenbeck absolviert Praktikum im Rahmen des Erasmus+ Projekts

Anna Ehrenbeck, Schülerin der 9d an der Siegfried-von-Vegesack Realschule in Regen, hat sich für ein Praktikum im österreichischen Piesendorf entschieden und durfte dort bei einem renommierten Bildhauer in die Kunst des Bildhauens eintauchen.

Die Schülerin war begeistert von der Möglichkeit, in einem anderen Land praktische Erfahrungen zu sammeln und ihr künstlerisches Talent unter Beweis zu stellen. Während des Praktikums lernte sie die unterschiedenen Techniken des Bildhauens kennen und konnte ihre Fähigkeiten im Umgang mit verschiedenen Materialien verbessern. Dabei ging es nicht nur um das bildhauerische Gestalten per se, sondern auch um das Erstellen von Skizzen und den Umgang mit den benötigten Werkzeugen, Maschinen und technischen Unterlagen.

Der „Bildhauer Alex“, bei dem die Schülerin ihr Praktikum absolvierte, war von ihrem Engagement und ihrer Begeisterung für das Handwerk beeindruckt. Er gab ihr regelmäßig Feedback und ermutigte sie, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Die Schülerin wiederum war von den Erfahrungen begeistert und konnte sich gut in das Arbeitsumfeld einfügen. „Anna ist ein Glücksfall für jeden Kunstschaffenden.“, so der Inhaber Alexander Bartl weiter.

Neben der Arbeit beim Bildhauer hatte Anna auch die Möglichkeit, die österreichische Kultur und Landschaft besser kennenzulernen. So besuchte sie beispielsweise verschiedene Sehenswürdigkeiten in der Region.

Insgesamt war das Praktikum für die Schülerin eine wertvolle Erfahrung, die ihr nicht nur fachliche, sondern auch persönliche Kompetenzen vermittelte. Sie kehrte nach Deutschland zurück, vollgepackt mit einem gestärkten Selbstbewusstsein und einem breiteren Horizont auf internationaler Ebene.

Das Praktikum im Ausland zeigt, dass Schülerinnen und Schüler der Siegfried-von-Vegesack Realschule in Regen wertvolle Erfahrungen im Ausland sammeln. Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Fachkräften können sie ihr Wissen erweitern und ihre Fähigkeiten verbessern. „Wir hoffen, dass die Schülerin auch später ihre Erfahrungen in ihrem weiteren Werdegang einbringen kann, und wünschen uns gleichzeitig, dass auch in Zukunft weitere Schüler unserer Schule an diesem Projekt teilnehmen können.“, so Martin Wenzl, zuständig für die berufliche Orientierung an der Realschule Regen.

Dieses Praktikum hat im Rahmen des Erasmus+ Programms stattgefunden. Es handelt sich dabei um ein Programm der Europäischen Union, welches es Schülerinnen und Schülern ermöglicht, Praktika in anderen europäischen Ländern zu absolvieren, um so ihre sprachlichen, kulturellen und fachlichen Kompetenzen zu erweitern. Die Schülerin wurde dabei im Rahmen des Projekts finanziell unterstützt.

Erasmus + macht Fahrt einer Schülergruppe nach Österreich möglich

Meine persönlichen Eindrücke

Siegi ist in Mittersill angekommen. Erasmus+ sei gedankt! Nach einem ersten Rundgang durch den Ort am Anreisetag machen sich die SchülerInnen am ersten Vormittag auf zu ihren Praktikumsbetrieben: Sanitätshaus Tappe, Kinderarzt Dr. Drexler und St. Vinzenz Kindergarten. Vielen Dank an alle Einrichtungen für die freundliche Aufnahme unserer Schüler. Es ist keine Selbstverständlichkeit, sich neben dem beruflichen Alltag auch noch um Praktikanten zu kümmern.

Mein erster Tag war voller Eindrücke für mich an der PTS Mittersill. Das österreichische Schulsystem unterscheidet sich mehr von unserem, als ich zunächst dachte. Schwerpunkte einer „Poly“ liegen im Fachbereichsunterricht, der sehr stark projektorientiert konzipiert ist. Der Kreativität der SchülerInnen wird sehr viel Zeit und Raum gegeben. Von einer zeitlich so entspannten Lernatmosphäre kann ich manchmal nur träumen! Insgesamt gibt es an der Schule sieben Fachbereiche: Bau, Metall, Holz, Elektrotechnik, Handel, Dienste und Tourismus.

Der Fachbereich „Handel“ übte Handlettering. Ein neuer Trend, der bei der praktischen Schaufenster-Gestaltung, die an diese Einheit anschließen wird, eingesetzt werden soll. Der Fachbereich „Dienste“ (Schwerpunkt Schönheit) übte einerseits das Zeichnen von Zopfmustern.

Das ist ziemlich schwer, wie ich erstaunt feststellen musste. Andererseits lernten die Schülerinnen auch das richtige Waschen und Föhnen im schuleigenen Frisöratelier. Sehr beeindruckend!

Der Nachmittag stand trotz der Anstrengung eines Arbeitsvormittags ganz im Zeichen des Kennenlernens der Gegend. Deswegen besuchten wir die Nationalparkwelten. Am meisten beeindruckte die Gruppe der 360° Film über alle Tages- und Jahreszeiten des Nationalpark Hohe Tauern. Von diesem Erlebnis konnten sich manche- mich eingeschlossen- nur schwer trennen.

Tag 2 an der PTS: Heute durfte ich bei den Fachbereichen Holz und Metall zusehen. Im Fachbereich Holz bauen die Schüler gerade Modelle für ein kleines Materialhäuschen, das ein Kindergarten des Pinzgaus bekommen wird. Die Jungs haben sich dazu zunächst überlegt, wie das Häuschen aussehen soll, damit es gut in den Spielbereich des Kindergartens passt. Anschließend wurden sämtliche Steckverbindungen der Dachkonstruktion über CAD gezeichnet.

Jetzt geht es an den Modellbau. Dabei entstehen beeindruckende Zimmererarbeiten. Ein anderer Teil der Gruppe erstellt mit so genannten Schwalbenschwanzverbindungen ein Kästchen aus Zirbenholz. Auch der Fachbereich Metallbau arbeitet an interessanten Projekten. Als Basisarbeit entsteht gerade ein gekanteter und verschweißter Stiftehalter. Eine aus Kupferblechen gebogene Rose soll ein Muttertagsgeschenk werden. Einige Profis haben auch bereits mit dem Jahresprojekt, einem selbst entworfenen Christbaumständer, begonnen. Die künftige Zimmerer-, Schreiner-, Schlosser- und Mechanikergeneration für die Region Hohe Tauern ist gesichert!

Am Nachmittag nutzten wir den ÖPNV und fuhren durch das schöne Pinzgau bis zu den Krimmler Wasserfällen. Dort angekommen erklommen wir mit über 300 Höhenmetern den Anstieg zu den einzelnen Stufen des Wasserfalls. Mit einer Gesamtfallhöhe von 380 Metern zählen diese Wasserfälle zu den größten der Welt. „So etwas Schönes in der Natur habe ich noch nie gesehen!“, meinte ein Schüler. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Am Mittwoch besuchte ich vormittags die Praktikanten an ihren Arbeitsstellen und konnte mich selbst davon überzeugen, dass sie unglaublich nett von allen Einrichtungen aufgenommen wurden. Andererseits zeigten die strahlenden Gesichter unserer SchülerInnen aber auch, dass sie sich sehr wohl in ihrer Umgebung fühlten.

Am Nachmittag stand endlich der lang geplante Besuch unserer SchülerInnen bei der „Polytechnischen Schule“ an. Ich hatte ja bereits im Vorfeld meiner Gruppe von meinen Erlebnissen dort erzählt. Doch so richtig vorstellen konnten sie sich das Erzählte nicht. Zu anders ist das österreichische Schulsystem. Zunächst trafen wir den Fachbereich Handel. Dort wurden Verkaufsgespräche mit Hilfe eines Fragebogens analysiert und anschließend in der Übungsfirma gearbeitet. Bestellwesen, Abwicklung der Buchhaltung oder Mahnwesen sind für unsere Sozialwesen-Schüler vollkommenes Neuland. Da rauchten die Köpfe.

In einer kleinen Schulhausführung staunte die Gruppe nicht schlecht, als sie die Praxisräume der einzelnen Fachbereiche kennenlernen durfte. Der Fachbereich GSS war gerade dabei, kreatives Nageldesign zu entwerfen oder Frisuren abzuzeichnen. Von der Kreativität der Schülerinnen waren die Gäste beeindruckt. Auch vollkommenes Neuland war der Besuch der Metallwerkstatt. Hier sahen die Besucher den angehenden Schlossern über die Schulter: Sogar beim Schweißen durften wir mit Schutzhelm versehen zusehen. Dass die Schüler der „Poly“ in ihrem jeweiligen Fachbereich richtiges Können zeigen, ja fast so wie richtige Lehrlinge, stimmte unsere SchülerInnen ein bisschen nachdenklich. Aber vielleicht half die Begegnung so manchem, nun doch etwas konkreter die Berufsfindung in Angriff zu nehmen.

Der vorletzte Vormittag stand im Zeichen des Netzwerkens. Zuerst besuchte ich eine Physiotherapie-Praxis. Diese hat neun sehr gut ausgestattete Behandlungsräume, aber leider fehlen der Praxis die Therapeuten. Wie eigentlich in jedem sozialen Beruf fehlt es in Österreich wie in Bayern an Personal. Sollten wir eine derartige Fahrt nach Österreich noch einmal wiederholen, könnte ein Schüler auch in den Beruf des Physiotherapeuten hineinschnuppern. Anschließend hatte ich einen Termin mit dem Heimleiter des Seniorenheims Mittersill. Er nahm sich sehr viel Zeit für mich, um mit mir über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Pflegeausbildung, des Pflegenotstandes und des Umgangs mit Corona zu diskutieren. Auch hier könnten künftig interessierte Praktikanten den Pflegealltag kennenlernen.

Der Nachmittag diente der Entspannung. Das benachbarte Hallenbad des Ortes mit Wasserrutsche und Whirlpool bot dafür die optimalen Bedingungen.

Nach einem letzten Arbeitsvormittag machte sich die Gruppe wieder auf in Richtung Bayern.

Was bleibt von diesem Versuch, in soziale Einrichtungen in einem anderen Land Einblicke zu gewinnen und an einer fremden Schulart zu hospitieren?

Vor allem die vielen netten Begegnungen verbunden mit intensiven Gesprächen, auch wenn wir nicht jedes Wort sofort verstehen konnten, haben sich eingebrannt. Aber auch die Unterschiede werden den Besuchern im Gedächtnis bleiben: Sei es das vollkommen anders aufgebaute Schulsystem ab Sekundarstufe I oder die Art und Weise der Gruppenführung in einem Kindergarten. Die vielen positiven Eindrücke vom Nationalpark Hohe Tauern tun sicher ihr Übriges, dass alles, was mit diesen Eindrücken in Verbindung steht, nachhaltig gegenwärtig bleibt.

Text und Bilder: Corina Wandinger

Schüler der Regener Realschule heben die Schulpartnerschaft mit Oulu auf das nächste Level

 

Als vor etwa einem Jahr eine Delegation der finnischen Partnerschule die Siegfried-von-Vegesack- Realschule in Regen besuchte, gelang es dem Schüler Felix Brunner mit seinem beeindruckenden englischen Vortrag über das Wahlfach Robotik die Schulleitung der Gäste so zu begeistern, dass er dafür eine Einladung in die Stadt Oulu nahe des Polarkreises erhielt.

Da auch die Förderung über das europäische „Erasmus+“-Programm für die Realschule Regen erheblich ausgeweitet werden konnte, war es möglich, nun mit zwei Robotik-Mannschaften unter der Leitung des Informatiklehrers Sebastian Keller nach Finnland zu reisen. Dort wollte man sich in einem Wettkampf mit der Partnerschule messen. Lange zweifelten die heimischen Realschüler daran, es mit dem Gegner aus dem hohen Norden aufnehmen zu können, denn diese sicherten sich erst vor kurzem mit einem Team aus zugegebenermaßen älteren Schülerinnen und Schülern den ersten Platz bei den finnischen Meisterschaften und qualifizierten sich damit sogar für die Weltmeisterschaften in Dallas/USA.

Davon schwer beeindruckt und zusätzlich angespornt bauten Felix Brunner, Martin Köckeis, Max Stiglbauer und Kilian Wiese schon im Vorfeld der Reise Prototypen und versuchten sich mit allerlei Sensoren, Programmcodes und zusätzlichen Elektromotoren bestmöglich auf die bevorstehende noch unbekannte Aufgabe in Finnland vorzubereiten. So kam es dazu, dass auch vor Ort das ein oder andere Mal in der Woche noch in den späten Abendstunden Licht in dem zur Werkstatt umfunktionierten Quartier am Nallikari-Beach brannte.

Aber zunächst stand am ersten Tag des Aufenthalts die Begrüßung und eine Besichtigung der Partnerschule sowie des Unterrichts im STEAM-Projekt an. Darunter verstehen die Finnen fächerverbindende Unterrichtsvorhaben in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Entwicklung und Konstruktion, Kunst und Mathematik. Die Fächergruppe geht dabei bewusst über das in Deutschland oft praktizierte MINT-Prinzip (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) hinaus, denn diese Erweiterung erleichtert durch die Förderung des ganzheitlichen, kreativ-gestalterischen Problemlösens die Einbindung aller Schülerinnen und Schüler.

Kunst- und Werkenlehrerin Kathrin Köck ließ sich die dahinterstehenden pädagogischen Gedanken und Ideen im Kreativlabor der finnischen Schule erklären. Diese Räumlichkeiten, welche auch Makerspace genannt werden, lassen durch vielfältige Gerätschaften und unterschiedliche Materialien eine große Menge an möglichen Problemlösungen zu und werden sowohl in Regen im Wahlfach „Makerspace“ als auch in Oulu von den Lernenden begeistert angenommen.

Zum Ende des klirrend kalten ersten Tages luden die Schulleiterin Anne Kumpula und die Musik- und Mathematiklehrerin Mirja Pohjosenperä die deutschen Gäste zum Eisfischen auf der zugefrorenen Ostsee ein. Am Folgetag standen dann der Besuch einer Orchesterprobe und die Teilnahme an einer Werk- als auch einer Programmierstunde auf dem Plan, abgeschlossen durch ein gemeinsames Lagerfeuer inmitten der finnischen Natur außerhalb des Stadtzentrums. Wie unbarmherzig der Winter im Norden Europas aber noch sein kann, erfuhren die Realschüler dann während eines Abstechers zur Eisburg in der lappländischen Stadt Kemi und der dortigen Rentierfarm bei Temperaturen von bis zu –24 Grad. Doch als die Regener am Abend den knappen Sieg des Eishockeyteams Kärpät Oulu nach vorherigem Rückstand im heimischen Stadion verfolgten und bejubelten, wurde ihnen schnell wieder warm.

Trotz der vielen neuen Eindrücke lag aber der Fokus der niederbayerischen Schüler ganz klar auf dem am Donnerstag anstehenden Wettkampf gegen das finnische Robotik-Team. Zu Beginn mussten die selbst konstruierten Maschinen mittels eines Sensors den Weg in einen nachgebauten Sumoring finden. Diese erste Aufgabe wurde von beiden Mannschaften souverän gelöst, sodass es zum eigentlichen Showdown kommen konnte, bei dem die Roboter versuchten, sich gegenseitig aus dem ringförmigen Spielfeld zu drängen. Sensoren erkennen dabei den Spielfeldrand und die Position des Gegners. Schließlich setzte sich nach einem langen und zähen Ringen die Regner Schülermannschaft knapp durch. „Sicherlich hat uns das Tuning in der Vorbereitungszeit geholfen. Aber die Teams aus Oulu hatten auch einen kleinen Nachteil, da sie die etwas ältere Technik benutzen mussten“, so Sebastian Keller in seiner Einschätzung des Wettstreits.

Am Abend trafen sich Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Vertreter der Schulleitungen zum Abschlussessen in einem Restaurant am Hausstrand der Stadt. Das gemütliche Beisammensein wurde aber überraschend unterbrochen, als das Handy der finnischen Konrektorin Essi Vuopala Aurora-Alarm schlug. Man müsste sofort nach draußen gehen, denn es gäbe die für diese Region seltene Chance, Polarlichter zu sehen. Im Freien angelangt, bestätigte sich die Richtigkeit der Vorhersage und alle Regener konnten das spektakuläre Schauspiel der tanzenden Lichtbänder am Himmel zum ersten Mal live erleben. Felix Brunner und seine Schulkameraden hatten also erneut das Glück auf ihrer Seite und freuen sich schon auf den Gegenbesuch der finnischen Schülerinnen und Schüler im Herbst.

 

 

Schulbesuch in Dänemark

Drei Vertreterinnen der Siegfried von Vegesack Realschule Regen waren im Rahmen des Erasmus+ Programms Ende August für eine Woche während der Sommerferien bei einer Schule in Dänemark zu Gast.

Das Reiseziel Esbjerg war dieses Jahr schon in den Medien sehr präsent, weil sich dort verschiedene Regierungschefs und Minister aller Nordsee-Anrainerstaaten zum Windenergiegipfel trafen. Esbjerg liegt im Süden Dänemarks, etwa 3 Fahrstunden von Hamburg entfernt und hat einen Nordsee-Überseehafen, der als besonders wichtig für die Windenergie gilt.

Zu Besuch an der Vitaskolen in Esbjerg waren Personen aus verschiedenen Bereichen der Schulfamilie: die zweite Konrektorin Simone Üblacker, Lehrerin Carmen Mühlbauer und die Verwaltungsangestellte Diana Mühl. Durch Hospitationen im Sekretariat, bei Schulleitungsmeetings und in verschiedenen Klassen war es der bayerischen Delegation möglich, einen umfassenden Einblick in den Schulalltag in Dänemark zu bekommen. Schulleiterin Tekla Vansgaard Bjerre und Lehrkraft Tanya Worm Fruegaard, die im April zu Gast in Regen war, koordinierten zusammen mit Carmen Mühlbauer den Aufenthalt und stellten ein vielfältiges und lehrreiches Programm zusammen, dass sowohl den Besuch an drei unterschiedlichen Schulen, als auch eine Besichtigung des Wattenmeercenters mit Exkursion ins Wattenmeer und eine Stadtführung in Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, beinhaltete.

Fahrradparkplatz

Immer wieder fielen die vielen Fahrräder auf, sowohl in den Städten, als auch an der Schule. Grund dafür ist wohl, dass es in Dänemark kein differenziertes Schulsystem wie in Bayern gibt, sondern eine inklusive Schule für alle. Somit besuchen alle Schüler, die im gleichen Bezirk wohnen, die selbe Schule. Da die Wege also kurz sind (und meist flach) ist es naheliegend, dass fast alle mit dem Fahrrad zur Schule kommen. Für kürzere Exkursionen wird kein Bus organisiert, sondern sie werden selbstverständlich mit dem Fahrrad gemacht und zwar bereits ab der 1. Klasse.

Auch wenn alle Kinder eines Schulbezirks die gleiche Schule besuchen, gibt es an der Vitaskolen dennoch verschiedene Arten von Klassen. So werden Schüler, die im Klassenverband Probleme haben, in eigenen Klassen unterrichtet. Diese Klassen sind kleiner, als die regulären Klassen und werden oft von zwei Lehrern gleichzeitig betreut. Ab der 7. Klasse, können sich Schülerinnen und Schüler je nach Interesse für unterschiedliche Zweige entscheiden – ähnlich wie an den bayerischen Realschulen. Die Bandbreite ist dabei sehr weit gefasst: So gibt es Klassen für Kinder, die sehr gerne lernen und sich für vertiefte Inhalte interessieren, aber auch Klassen mit Pflichtfächern wie Kunst oder sogar E-Sports.

Bei den Hospitationen zog sich das Thema Bewegung und Gesunderhaltung wie ein roter Faden durch die Woche. Bei Neuanschaffungen von Mobiliar werden grundsätzlich nur die ergonomischen Varianten angeschafft. So haben die Stühle Rollen, sind höhenverstellbar und die Sitzflächen sind nach allen Seiten hin beweglich. In den Pausen gibt es sehr viele Bewegungsmöglichkeiten für die Schüler, was auch intensiv genutzt wird. An der Vitaskolen gilt z.B. selbst das Klettern auf Bäume als normal, da sich die Schüler austoben sollen, damit sie gesund bleiben und sich im Unterricht besser konzentrieren. Während des Unterrichts sind Bewegungseinheiten sogar als Pflicht im Lehrplan verankert. Während der Schulstunden sind die Gänge des Schulgebäudes deshalb nicht verwaist, weil alle Schüler in ihren Klassen sind, sondern es geht hier lebendig zu, selbst wenn keine Pausen sind. Es ist nämlich der Normalfall, dass die Klassen während Gruppenphasen nicht nur im Klassenzimmer arbeiten, sondern zusätzlich die Sitzgelegenheiten und Arbeitsflächen auf den Gängen oder im Pausenhof nutzen. Dass in der Schulkantine z.B. reichlich belegte Vollkornsandwiches und keine Donuts, Eistee oder ähnliches verkauft werden, ist nur folgerichtig und gehört zum Konzept der Kommune Esbjerg selbstverständlich dazu. Die Pausenverpflegung soll an der Vitaskolen keinen Profit abwerfen, sondern „nur“ die gesunde Verpflegung der Schulfamilie sicherstellen.

Auch an der SOSU, einer Schule für Schüler ab der 9. Klasse mit dem Schwerpunkt Soziales und Gesundheit, wird das Konzept der Bewegung groß geschrieben. So gibt es einen Fitnessraum und in einem der Pausenhöfe sogar ein Außenfitnessstudio. In der Aula und in den Gängen finden sich wie selbstverständlich wieder verschiebbare Sitzmöbel, wo Schüler konzentriert arbeiten und sich ihre eigenen Arbeitsbereiche schaffen. Mit interaktiven Bodenprojektionen werden die Schüler und Besucher zusätzlich angeregt, sich zu bewegen.

Ideenwerkstatt

Da die Kommune Esbjerg Kreativität und Interesse an Wissenschaften bei Schülern fördern möchte, hat sie an der Bakkeskolen einen riesigen, voll ausgestatteten Makerspace, genannt Ideenwerkstatt, eingerichtet, wo Klassen aller Schulen aus Esbjerg an verschiedenen Projekten arbeiten können. Dass diese Einrichtung Strahlkraft sogar über Dänemark hinaus besitzt, sieht man daran, dass letztes Jahr Mitglieder der ständigen Kultusministerkonferenz aus Deutschland nach Esbjerg reisten, um sich in Esbjerg über Schulpraxis und guten Unterricht auszutauschen. Die Lehrkräfte der Vitaskolen denken sich mit der Leitung der Ideenwerkstatt Aufgaben aus, welche die Schüler dann mit Hilfe vieler Anregungen und kostenloser Starterkits im Unterricht bearbeiten. Die aktuelle Aufgabe war, mit Hilfe von Messungen die passende Auswahl für die Dämmung der Fenster eines Hauses aus dem 3D-Drucker zu finden.

Ideenwerkstatt 2

 

Aufgefallen ist der Delegation aus Regen auch der durchgehend herzliche und kameradschaftliche Umgang zwischen Schülern und Lehrern – was natürlich durch das in Dänemark übliche „Du“ zwischen allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft verstärkt wird. Zu hören, dass Lehrkräfte und Schulleiter von Schülern mit dem Vornamen angesprochen wurden, wirkte zwar anfangs ungewohnt, passte aber perfekt zur Schulatmosphäre, die von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.

Für beide Seiten war der Aufenthalt sehr gewinnbringend und es wurden viele Ideen mitgebracht, in der Hoffnung, dass man manches davon umsetzen kann. Die Regener sahen auch, dass trotz einiger Unterschiede viele Dinge an der eigenen Schule vergleichbar sind mit Dänemark – wo ja bekanntlich eine der glücklichsten Bevölkerungen weltweit lebt.

Felix Brunner wird für seine Eigeninitiative belohnt

Dieser Tage schnuppert die Schulfamilie der Siegfried-von-Vegesack-Realschule viel internationale Luft: Nach dem Besuch einer dänischen Kollegin und dem Besuch einer Delegation in Estland stand nun eine früher geplante, aber durch Covid-Maßnahmen verschobene Kurzvisite von drei Personen der finnischen Partnerschule im Bayerwald an.

Die finnische Direktorin Anne Paikalla, ihr Stellverteter Jussi Näykki und die Musik- und Mathematiklehrerin Mirja Pohjosenperä wollten in drei Tagen den aktuellen Stand von gemeinsamen Projekten und neue Ideen austauschen. Dabei kam man dem Ziel, die Partnerschaft nun auch für die Schülerschaft nutzbar zu machen, einen großen Schritt näher.

Besonders interessant ist die Partnerschule im finnischen Oulu dabei für Schülerinnen und Schüler, die sehr musikalisch sind oder Interesse am Fach Robotik haben, da die nordische Schule in diesen Feldern einzigartige Programme aufgelegt hat. Frühere Besuche der Regener hatten dazu geführt, dass das Wahlfach Robotik an der Siegfried-von-Vegesack-Realschule neue Impulse und eine bessere Ausstattung bekam. Den beteiligten Lehrkräften gelang es, die Begeisterung bei den Lernenden für die Thematik zu entzünden und so entstand schnell eine eingeschworene Truppe an Schülerinnen und Schüler, die sich dringend den Finnen präsentieren wollten.

Felix Brunner, Schüler einer 7ten Klasse, bereitete eigens ein umfassendes Referat auf Englisch vor, das die Gäste im Rahmen eines Besuchs dieses Wahlfachs so begeisterte, dass sie ihn spontan im März 2023 zu einem Besuch eines Robotik-Camps der Partnerschule nach Finnland einluden. Der Konrektor der Realschule, Matthias Böhm meinte dazu: „Wir freuen uns sehr über diese Chance, die Felix erhält und können den Besuch auch durch das ‚Erasmus+‘-Programm unserer Schule finanzieren. Vielleicht schaffen wir es ja auch, noch mehr Schülerinnen und Schülern einen solchen Aufenthalt zu ermöglichen.“

Abgerundet wurde der Besuch der finnischen Delegation durch eine Wanderung auf den Lusen, den Besuch des Waldwipfelwegs in Sankt Englmar, sowie der St.-Gunther-Grundschule Rinchnach und des St.-Gotthard-Gymnasiums in Niederalteich.

Im Rahmen des „Erasmus+“-Programms war Tanya Worm Fruergaard, eine Lehrerin der Vitaskolen Bohr aus der dänischen Stadt Esbjerg zu Gast an der Regener Realschule. Hintergrund des Besuchs ist das Ziel der Schule, in Zukunft ihren Schülerinnen und Schülern mehr Optionen für Erfahrungen im Ausland bieten zu können. Daher knüpft die Schulfamilie schon seit einigen Jahren Kontakte in andere Länder der europäischen Union.

Auf Initiative der Regener Lehrerin Carmen Mühlbauer kam nun vergangene Woche der Besuch der dänischen Kollegin mit den Fächern „Naturwissenschaften“ und „Sport“ zustande.

Nach einem ersten Kennenlernen und einer Schulhausrunde mit der Schulleitung stand der Besuch verschiedener Unterrichtsstunden am ersten Besuchstag auf dem Programm. Augenfällig war dabei, dass die Naturwissenschaften an der dänischen Schule eher fächerübergreifend unterrichtet werden, wohingegen die Realschule in Regen über besser ausgestattete Fachräume verfügt. Aus diesen nicht nur in den Naturwissenschaften vorhandenen Unterschieden entstanden die Woche über interessante Gespräche mit verschiedenen deutschen Kolleginnen und Kollegen, die beiden Schulen in ihrer Entwicklung helfen werden. Am Abschluss des Vormittags gab Frau Fruergaard für die Lehrkräfte noch einen Einblick in das dänische Schulsystem, die Flexibilität des dortigen Stundenplans und Besonderheiten ihres eher projektorientierten Unterrichts.

Am zweiten Tag des Besuchs wurde im Rahmen eines Unterrichtsprojekts der Klassen 5A und 5B das Tierfreigelände im Nationalparkzentrum Ludwigsthal besucht, was spannende Vergleiche zwischen dem heimischen und dem unmittelbar in der Nähe von Esbjerg gelegenen Nationalpark Wattenmeer erlaubte. Die Schülerinnen und Schüler der Realschule konnten bei dieser Gelegenheit ihre vielfältigen Fragen an den dänischen Gast richten.

Tags darauf stand ein Besuch der Grundschule Neuhaus am Inn und der Universität Passau auf dem Programm, wo es vor einer Stadtführung Einblicke in moderne Unterrichtsformen und Räume (Klassenzimmer und Lehrerzimmer der Zukunft aus Forschungssicht) gab.

Höhepunkt war schließlich am Donnerstag das gelebte Brauchtum des Maibaumaufstellens und der dazu gehörigen musikalischen Umrahmung durch Schülerinnen und Schüler auf dem Schulgelände der Realschule, was es in dieser Form in Dänemark nicht gibt. Besonders gefallen hat Tanya Fruergaard dabei das solidarische Anpacken der Schulfamilie bei diesem Projekt, das nach längerer Coronapause das nötige Zusammenwachsen der Schulfamilie der Realschule bei bestem Wetter förderte.

Nach einer Woche war dann der Kontakt zum dänischen Gast so gewinnbringend geworden, dass sich beide Seite sehr auf den Gegenbesuch der Regener Delegation in den Sommerferien in Dänemark freuten.

Praktika und Fahrten von Schülerinnen und Schülern innerhalb Europas werden bis 2027 gefördert

Kooperationspartner aus der Wirtschaft gesucht

Seit nun drei Jahren können sich Lehrkräfte der Regener Realschule im Ausland fortbilden und dort an besonders interessanten Schulen Ideen für ihre eigene Bildungseinrichtung sammeln. Diese werden dann in Regen nach und nach umgesetzt und führen zu nachhaltigen Veränderungen.

So wurde ein internationales Barcamp zur Lehrendenfortbildung unter Beteiligung vieler Schularten und Schulen, sowie Wissenschaftlerinnen durchgeführt, eine Partnerschule im erfolgreichsten PISA-Land, Finnland, gefunden und einige Kurse durch Lehrkräfte im Ausland besucht. Neue Lern- und Arbeitsräume für die gesamte Schulfamilie gingen aus Ideen hervor, die man in Finnland an einer Universität gefunden hatte. Dies soll dazu führen, dass sich Lernende und Lehrkräfte wohler an der Schule fühlen und dadurch auch nachhaltiger lernen, was dem Hauptziel der Schulentwicklung an der Realschule Regen, der Optimierung des Lernens, gilt. Wie eine kürzlich online durchgeführte  Befragung ergeben hat, färbt die offenere Einstellung der Lehrkräfte Europa gegenüber auch auf die Schülerinnen und Schüler ab.

Diese, sich wandelnde Stimmung war natürlich Rückenwind für Bestrebungen, die europäischen Bemühungen der Realschule Regen auch auf die Schülerschaft direkt auszuweiten. Deshalb wurde eine neue Antragsrunde des „Erasmus+“-Programms, das nun auch verstärkt Schülerinnen und Schüler in den Blick nimmt, als große Chance gesehen. Daher wurde im Herbst durch die Schule erneut bei der EU ein 30-seitiger Antrag auf eine „Eintrittskarte nach Europa“ für die Schülerinnen und Schüler der Siegfried-von-Vegesack-Realschule gestellt, der einen Förderzeitraum von 2022-2027 umfasst. Dabei wurden die zentralen Ziele „Toleranz“ und „Lernen von anderen“ in den Mittelpunkt gerückt. Nun traf diese Woche die erlösende Mail ein, dass die Qualität des Akkreditierungsantrags überzeugte und die darin gesteckten Ziele der Schulentwicklung aus EU-Sicht förderwürdig sind.

„Ich freue mich riesig für unsere Schülerinnen und Schüler, die öfter von ihren Lehrkräften Berichte von ihren Erfahrungen in Europa gehört hatten und natürlich auch diese Chance haben wollten.“, so Dr. Matthias Böhm, Organisator der „Erasmus+“-Programme an der Realschule. „Wir können jetzt nicht nur Schüleraustausche für die Eltern nahezu kostenneutral gestalten, sondern auch Jugendliche für Praktika oder auch längere Aufenthalte bis zu einem Jahr ins Ausland schicken. Dabei werden nicht nur die Reisekosten, sondern auch die Unterkunft vor Ort übernommen. Außerdem gibt es jetzt auch die Möglichkeit, Experten aus verschiedenen Bereichen an die Schule einzuladen. Ich denke da zum Beispiel an ein Sportass oder eine Trainerin oder eine besondere Persönlichkeit aus dem Bereich des Theaters oder der Musik. Es wird unsere Schule auf jeden Fall bunter und vielfältiger in den Möglichkeiten für unsere Lernenden machen.“

Martin Wenzl, BwR-Lehrer und zuständig für die berufliche Orientierung, sieht vor allem die Schiene des Praktikums sehr gestärkt: „Wir haben in der Region einige mittelständische Betriebe, die ohnehin Niederlassungen im EU-Ausland haben. Von zukünftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird daher schon auch erwartet, dass sie offen für andere Kulturen sind. Sicherlich sind begeisterungsfähige, offene Praktikantinnen und Praktikanten, die Erfahrungen aus Europa mitbringen, für zukünftige Arbeitgeber interessant. Aber auch im Bereich des Handwerks und des Tourismus gibt es einige Betriebe, die von einem Austausch mit den europäischen Nachbarn profitieren könnten: Da gibt es zum Beispiel den Hotelbereich, der von Praktikanten profitiert, die Erfahrungen in Österreich oder Südtirol gesammelt haben. Oder eine Schreinerei, die schon Kontakte ins Ausland hat und deshalb einen Jugendlichen, den sie bereits kennt, dorthin schickt um ihn dort Erfahrungen für den eigenen Betrieb sammeln zu lassen. Wir sind gespannt, welches Echo unser Vorhaben in der heimischen Wirtschaft haben wird, sind nach ersten Sondierungen aber sehr zuversichtlich, dass sich recht bald ein kleines Netzwerk bildet. Dann können wir unseren Schülern ein einmaliges Erlebnis für ihren beruflichen Werdegang bieten. Auf jeden Fall freuen wir uns durch diese Maßnahmen eine optimale Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis, zwischen Schule und Wirtschaft zu schaffen, um unsere Schülerinnen und Schüler fit für die Zukunft zu machen.“

Alexander Reimer, Schulleiter der Regener Realschule meint, „dass es sehr begrüßenswert ist, dass nun die gesamte Schulfamilie zum Zug kommen kann. Durch unsere Projekte im Bereich des Lesens und im MINT-Bereich sind wir inzwischen auch zu einem attraktiven Ziel für andere Schulen aus Europa geworden. Um Ostern herum wird eine Delegation aus Dänemark zur Hospitation kommen und auch finnische Kollegen werden noch in diesem Schuljahr den Unterricht unserer Schule um neue Möglichkeiten erweitern. Das ist insbesondere deshalb wichtig, da wir in den letzten Jahren gelernt haben, dass Partnerschaften dann am meisten für unsere Schule bringen, wenn sie auf Augenhöhe stattfinden und in der Folge eine Win-Win Situation entsteht. Unsere Region profitiert am meisten, wenn unsere Jugendlichen Offenheit und Toleranz leben, von anderen Kulturen lernen und ihre Erfahrungen zurück in den Bayerwald bringen.“

Traditionell finden in der Woche vor den Weihnachtsferien in Schulklassen kleinere Weihnachtsfeiern statt, doch macht auch hier Corona den Lehrkräften oft einen kleinen Strich durch die Rechnung. Um so eine Feier dennoch zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen, haben sich die finnische Lehrkraft Mirja Pohjosenpera aus Oulu in Nordfinnland und der Konrektor der Realschule in Regen, Matthias Böhm, etwas Besonderes einfallen lassen: Eine gemeinsame Weihnachtsfeier der Klasse 5C und einer 6ten Klasse der Rajakylä-Schule über eine Videokonferenz in den jeweiligen Klassenzimmern.

Nach einer einwöchigen Planung, in der die Schülerinnen und Schüler eifrig Bilder gesammelt und kleine Videos produziert hatten, konnte es am Dienstag unter Beachtung der Zeitverschiebung ganz früh in der ersten Stunde losgehen.

Nach einem kurzen Kennenlernen folgte das Lied „Stille Nacht“ auf Deutsch und Finnisch gesungen durch die Musikklasse von Frau Pohjosenpera, da in Finnland im Moment noch im Klassenzimmer gesungen werden darf. Anschließend stellte die 5C der Siegfried-von-Vegesack-Realschule aus dem Bayerwald Menschen in ihrer Region näher vor. Nach einem Musikstück auf der Steirischen wurden als nächstes die Gegend um Regen und die Bayerwaldberge Geißkopf, Silberberg und Großer Arber mit ihren Sportmöglichkeiten vorgestellt. Das beeindruckte die finnischen Kinder sehr, da im nördlichen Finnland die Winter zwar sehr kalt und schneereich sind, die höchsten Berge aber niedriger als das bayerische Mittelgebirge ist. Das führt auch dazu, dass die Schule zum Skifahren mehr als drei Stunden fahren muss.

Im weiteren Verlauf präsentierten die deutschen Kinder spezielle Gerichte aus Bayern und verschiedene Traditionen, wobei natürlich auch ein Film vom Wolfauslassen nicht fehlen durfte. Dabei versuchten sie mit Hilfe des Internets übersetzte finnische Texte vorzulesen, die auch tatsächlich im Norden verstanden wurden.

Nach einem weiteren Musikstück zeigten die finnischen Kinder und ihre Lehrerin, die auch Deutsch kann, ihre Weihnachtstraditionen und -gerichte. Dabei spielten vor allem das Fest der Lucia Mitte Dezember und eine leicht veränderte Aufführungstradition der Sternsinger eine größere Rolle. Von der Seite des Essens her sind die Traditionen ähnlich wie bei uns, nur dass es öfter weiterverarbeitete Gerichte in Form von Aufläufen gibt.

Anschließend an die Vorträge konnten die Kinder dann noch Fragen stellen. Wichtig dabei war insbesondere die kurze Tageslichtzeit an diesen Tagen nahe am Polarkreis. Auch wollten die deutschen Kinder wissen, ob es tatsächlich stimmt, dass die finnischen Schülerinnen und Schüler selbst an Tagen wie diesen bei -20 Grad mit dem Rad in die Schule fahren. Und tatsächlich meldete sich auf Nachfrage von Mirja Pohjosenpera mehr als die Hälfte der finnischen Klasse.

Schließlich war man sich einig, dass die Veranstaltung ein großer Gewinn für beide Seiten war. Die beteiligten Kinder waren sehr stolz, ihre Traditionen auch in ein weit entferntes Land tragen zu können. Die beiden Lehrkräfte freuten sich, dass diese Begegnung auch bei dem Erziehungsziel helfen kann, Vorurteile gegenüber Fremdem abzubauen.

Wenn es die Coronalage zulässt, wird die finnische Lehrkraft noch in diesem Schuljahr die Realschule in Regen besuchen und auch in die Gestaltung von gemeinsamen Projekten mit eingebunden. Konrektor Böhm freute sich am Ende der Veranstaltung: „Es ist sehr schön, mitanzusehen, wie sich an sich recht fremde Kulturen in Gemeinsamkeiten wiederfinden und sich herausstellt, dass die Nordfinnen und der Bayerwaldler doch viele Gemeinsamkeiten haben. Wir freuen uns sehr, dass dieses EU-Projekt an unserer Schule derartige Früchte trägt.“