Besuch des örtlichen Caritas Wohn- und Pflegezentrum St. Elisabeth durch eine Sozialwesengruppe
Berufsalltag einer Pflegefachkraft kennenlernen
Durch die generalistische Pflegeausbildung ist eine Pflegekraft in der Lage, in jeder Einrichtung mit Pflegebedarf (Krankenhaus, Kinderklinik, Psychiatrie, Altenheim) zu arbeiten. Deswegen sollte ein mögliches Berufsumfeld genauer kennengelernt werden. Da bereits einige SchülerInnen ein Praktikum in einem Krankenhaus absolviert und so schon von ihren Erfahrungen berichten konnten, lag es nahe, ein weiteres Tätigkeitsfeld in einem Altenheim anzusehen.
Bei der Ankunft vor dem Gebäude fiel der Gruppe eine gelbe Telefonzelle auf. Diese ist zwar nicht mehr funktionstüchtig, aber den nicht nur dementen Bewohnern aus ihrer Vergangenheit vertraut. Da demente Menschen sehr oft einen großen Bewegungsdrang verspüren, dient manchem die Telefonzelle als Ziel. Dort kann dieser dann „telefonieren“ und zur Ruhe kommen, um dann wieder in der Realität zurückzukehren. Auch zwei „Bushaltestellen“ im Haus und im Garten erfüllen einen ähnlichen Zweck.
Gleich zu Beginn der Hausführung wird deutlich, dass das Wohnzentrum großen Wert auf das Wohlbefinden der Bewohner legt. Der große Veranstaltungssaal bietet die Möglichkeit für jahreszeitliche Feste, wie das demnächst stattfindende Sommerfest. Das angrenzende „Bierstüberl“ kann von den Heimbewohnern für eine kleine private Feier genutzt werden, wobei sich hier auch regelmäßig die Bewohner zum kleinen Plausch treffen.
In der großzügigen Kapelle gleich neben dem Eingang der Einrichtung finden regelmäßig evangelische und katholische Gottesdienste statt. Auch Gedenkfeiern für verstorbene Bewohner werden hier abgehalten.
Nach den ersten Eindrücken wird der Gruppe das Konzept zur Orientierung im Gebäude erklärt. So ist jedes Stockwerk in einer bestimmten Farbe gestaltet. Beispielsweise sind im Erdgeschoss alle Türrahmen, Türschilder, Bilderrahmen oder Blumentöpfe in roter Farbe gehalten. In den anderen Stockwerken ist das dann jeweils eine andere Farbe. Dieses Konzept hilft vor allem dementen Bewohnern sich im Haus zurechtzufinden.
Vor dem Besichtigen des eigentlichen Wohnbereiches durften die Besucher einen kurzen Blick in die Wäscherei für kontaminierte Wäsche und die Großküche werfen. Diese Küche versorgt nicht nur die Heimbewohner mit Mahlzeiten, die laut Bewohnern im Übrigen sehr gut schmeckten, sondern beliefert auch Kindergärten und das BRK mit „Essen auf Rädern“.
Im Außenbereich beeindruckt der Sinnesgarten, der die Bewohner dazu animieren soll, mit allen Sinnen ihre Umgebung wahrzunehmen.
Eine Bewohnerin zeigte den SchülerInnen freundlicherweise ihr Zimmer, so dass sich die Gruppe von der Geräumigkeit und Individualität der Räume überzeugen konnte. Jedem Bewohner steht es frei, eigene Möbel von zuhause mitzubringen und den Wohnraum nach den eigenen Wünschen zu gestalten.
Eine Besonderheit stellt die Hospizwohnung dar. Hier kann ein Mensch untergebracht werden, der sich in seinem letzten Lebensabschnitt befindet. Allerdings ist diese Wohnung so geräumig, dass auch Angehörige zeitweise dort bleiben können, sich aber auch zurückziehen können.
Insgesamt wirkt das Haus auf den ersten Blick altmodisch und etwas aus der Zeit gefallen. Dies hat aber einen guten Grund. Die älteren Möbel oder Dekorationsgegenstände treffen den Geschmack der älteren Bewohner oft besser als irgendwelche neuen Dinge. Da das Wohlbefinden der Bewohner oberste Priorität besitzt, wird das Haus so gestaltet, dass die Umgebung in erster Linie für die Bewohner stimmig erscheint.
Weiterhin lernte die Gruppe auch Hilfsmittel für Pflegefachkräfte kennen. Das rückenschonende Arbeiten steht dabei an erster Stelle. So ist jede Fachkraft mit einem Wägelchen unterwegs, in dem sich alle Utensilien (z.B. Gummihandschuhe, Desinfektionsmittel, Waschlappen, Handtücher usw.) befinden, die für den Rundgang zu den Bewohnern benötigt werden. Ein Blick in das Pflegebad machte deutlich, dass das Baden eines Bewohners mit technischer Unterstützung gut gelingen kann. Auch ein mobiler Lift zum Heben und Umsetzen von bewegungsunfähigen oder eingeschränkten Bewohnern wurde von einer frischgebackenen examinierten Pflegefachkraft vorgeführt. Als „Bewohner“ stellte sich dankenswerterweise der Einrichtungsleiter Herr Bäumler zur Verfügung.
Dieser, der Pflegedienstleiter Herr Schmid und alle an diesem Vormittag beteiligten Pflegefachkräfte betonten alle, wie bereichernd und erfüllend dieser Beruf sein kann. Auch mit den gängigen Vorurteilen zu dieser Branche in Bezug auf Verdienst, Arbeitszeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mangelnder Wertschätzung für diesen Beruf wurde aufgeräumt.
Es bleibt zu hoffen, dass nach diesen eindrucksvollen, lehrreichen und teilweise persönlichen Erfahrungsberichten der Pflegefachkräfte der eine oder andere Schüler den Beruf der Pflegefachkraft ins Auge fasst.
Text und Bilder: Corina Wandinger