Zu Gast bei Freunden

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Schulbesuch in Dänemark

Drei Vertreterinnen der Siegfried von Vegesack Realschule Regen waren im Rahmen des Erasmus+ Programms Ende August für eine Woche während der Sommerferien bei einer Schule in Dänemark zu Gast.

Das Reiseziel Esbjerg war dieses Jahr schon in den Medien sehr präsent, weil sich dort verschiedene Regierungschefs und Minister aller Nordsee-Anrainerstaaten zum Windenergiegipfel trafen. Esbjerg liegt im Süden Dänemarks, etwa 3 Fahrstunden von Hamburg entfernt und hat einen Nordsee-Überseehafen, der als besonders wichtig für die Windenergie gilt.

Zu Besuch an der Vitaskolen in Esbjerg waren Personen aus verschiedenen Bereichen der Schulfamilie: die zweite Konrektorin Simone Üblacker, Lehrerin Carmen Mühlbauer und die Verwaltungsangestellte Diana Mühl. Durch Hospitationen im Sekretariat, bei Schulleitungsmeetings und in verschiedenen Klassen war es der bayerischen Delegation möglich, einen umfassenden Einblick in den Schulalltag in Dänemark zu bekommen. Schulleiterin Tekla Vansgaard Bjerre und Lehrkraft Tanya Worm Fruegaard, die im April zu Gast in Regen war, koordinierten zusammen mit Carmen Mühlbauer den Aufenthalt und stellten ein vielfältiges und lehrreiches Programm zusammen, dass sowohl den Besuch an drei unterschiedlichen Schulen, als auch eine Besichtigung des Wattenmeercenters mit Exkursion ins Wattenmeer und eine Stadtführung in Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, beinhaltete.

Fahrradparkplatz

Immer wieder fielen die vielen Fahrräder auf, sowohl in den Städten, als auch an der Schule. Grund dafür ist wohl, dass es in Dänemark kein differenziertes Schulsystem wie in Bayern gibt, sondern eine inklusive Schule für alle. Somit besuchen alle Schüler, die im gleichen Bezirk wohnen, die selbe Schule. Da die Wege also kurz sind (und meist flach) ist es naheliegend, dass fast alle mit dem Fahrrad zur Schule kommen. Für kürzere Exkursionen wird kein Bus organisiert, sondern sie werden selbstverständlich mit dem Fahrrad gemacht und zwar bereits ab der 1. Klasse.

Auch wenn alle Kinder eines Schulbezirks die gleiche Schule besuchen, gibt es an der Vitaskolen dennoch verschiedene Arten von Klassen. So werden Schüler, die im Klassenverband Probleme haben, in eigenen Klassen unterrichtet. Diese Klassen sind kleiner, als die regulären Klassen und werden oft von zwei Lehrern gleichzeitig betreut. Ab der 7. Klasse, können sich Schülerinnen und Schüler je nach Interesse für unterschiedliche Zweige entscheiden – ähnlich wie an den bayerischen Realschulen. Die Bandbreite ist dabei sehr weit gefasst: So gibt es Klassen für Kinder, die sehr gerne lernen und sich für vertiefte Inhalte interessieren, aber auch Klassen mit Pflichtfächern wie Kunst oder sogar E-Sports.

Bei den Hospitationen zog sich das Thema Bewegung und Gesunderhaltung wie ein roter Faden durch die Woche. Bei Neuanschaffungen von Mobiliar werden grundsätzlich nur die ergonomischen Varianten angeschafft. So haben die Stühle Rollen, sind höhenverstellbar und die Sitzflächen sind nach allen Seiten hin beweglich. In den Pausen gibt es sehr viele Bewegungsmöglichkeiten für die Schüler, was auch intensiv genutzt wird. An der Vitaskolen gilt z.B. selbst das Klettern auf Bäume als normal, da sich die Schüler austoben sollen, damit sie gesund bleiben und sich im Unterricht besser konzentrieren. Während des Unterrichts sind Bewegungseinheiten sogar als Pflicht im Lehrplan verankert. Während der Schulstunden sind die Gänge des Schulgebäudes deshalb nicht verwaist, weil alle Schüler in ihren Klassen sind, sondern es geht hier lebendig zu, selbst wenn keine Pausen sind. Es ist nämlich der Normalfall, dass die Klassen während Gruppenphasen nicht nur im Klassenzimmer arbeiten, sondern zusätzlich die Sitzgelegenheiten und Arbeitsflächen auf den Gängen oder im Pausenhof nutzen. Dass in der Schulkantine z.B. reichlich belegte Vollkornsandwiches und keine Donuts, Eistee oder ähnliches verkauft werden, ist nur folgerichtig und gehört zum Konzept der Kommune Esbjerg selbstverständlich dazu. Die Pausenverpflegung soll an der Vitaskolen keinen Profit abwerfen, sondern „nur“ die gesunde Verpflegung der Schulfamilie sicherstellen.

Auch an der SOSU, einer Schule für Schüler ab der 9. Klasse mit dem Schwerpunkt Soziales und Gesundheit, wird das Konzept der Bewegung groß geschrieben. So gibt es einen Fitnessraum und in einem der Pausenhöfe sogar ein Außenfitnessstudio. In der Aula und in den Gängen finden sich wie selbstverständlich wieder verschiebbare Sitzmöbel, wo Schüler konzentriert arbeiten und sich ihre eigenen Arbeitsbereiche schaffen. Mit interaktiven Bodenprojektionen werden die Schüler und Besucher zusätzlich angeregt, sich zu bewegen.

Ideenwerkstatt

Da die Kommune Esbjerg Kreativität und Interesse an Wissenschaften bei Schülern fördern möchte, hat sie an der Bakkeskolen einen riesigen, voll ausgestatteten Makerspace, genannt Ideenwerkstatt, eingerichtet, wo Klassen aller Schulen aus Esbjerg an verschiedenen Projekten arbeiten können. Dass diese Einrichtung Strahlkraft sogar über Dänemark hinaus besitzt, sieht man daran, dass letztes Jahr Mitglieder der ständigen Kultusministerkonferenz aus Deutschland nach Esbjerg reisten, um sich in Esbjerg über Schulpraxis und guten Unterricht auszutauschen. Die Lehrkräfte der Vitaskolen denken sich mit der Leitung der Ideenwerkstatt Aufgaben aus, welche die Schüler dann mit Hilfe vieler Anregungen und kostenloser Starterkits im Unterricht bearbeiten. Die aktuelle Aufgabe war, mit Hilfe von Messungen die passende Auswahl für die Dämmung der Fenster eines Hauses aus dem 3D-Drucker zu finden.

Ideenwerkstatt 2

 

Aufgefallen ist der Delegation aus Regen auch der durchgehend herzliche und kameradschaftliche Umgang zwischen Schülern und Lehrern – was natürlich durch das in Dänemark übliche „Du“ zwischen allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft verstärkt wird. Zu hören, dass Lehrkräfte und Schulleiter von Schülern mit dem Vornamen angesprochen wurden, wirkte zwar anfangs ungewohnt, passte aber perfekt zur Schulatmosphäre, die von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.

Für beide Seiten war der Aufenthalt sehr gewinnbringend und es wurden viele Ideen mitgebracht, in der Hoffnung, dass man manches davon umsetzen kann. Die Regener sahen auch, dass trotz einiger Unterschiede viele Dinge an der eigenen Schule vergleichbar sind mit Dänemark – wo ja bekanntlich eine der glücklichsten Bevölkerungen weltweit lebt.