Projekt Zivilcourage

Was bedeutet ‚Zivilcourage‘ und wie zeigt man sie im Alltag? Dieser Frage gingen in den
letzten Wochen die Schülerinnen und Schüler aller vier 8. Klassen der Siegfried-von-
Vegesack Realschule auf den Grund. Eingeladen zu diesem Thema war PHM Maximilian
Dengler, Präventionsbeauftragter der Polizei Regen, der durch das Projekt führte und den
Jugendlichen nützliche Informationen und konkrete Tipps an die Hand gab sowie
anschauliche Beispiele aus dem Polizeialltag brachte.

‚Zivilcourage‘ heißt in etwa ‚Mut im Alltag zeigen‘ und schnell wurde klar, dass dieser Mut
schon bei kleinen Dingen im Alltag, insbesondere auch an der Schule gefragt sein kann.
Egal, ob man sich mit seiner eigenen Meinung abseits von der Mehrheit positioniert, oder ob
man jemandem hilft, der schuldlos in eine gewaltsame Aktion verwickelt wird – in vielen
Situationen kann man seine Courage beweisen.

Eine wichtige Information brachte Herr Dengler bereits am Anfang seines kurzweiligen
Vortrags: wenn man selbst in eine Gewaltsituation komme, sei es in der Regel immer ratsam,
sich zu wehren. Eine polizeiliche Statistik zeige, dass schon bei leichter Gegenwehr, wie z. B.
einer laut ausgesprochene Aufforderung an den Angreifer aufzuhören, oder ein deutliches
Zurückweisen, circa zwei Drittel der Täter von ihren Opfern ablassen würden. Natürlich hänge
eine Gegenwehr aber auch immer von der konkreten Situation ab. Habe der Angreifer etwa
eine Waffe in der Hand, dann wäre es ausnahmslos ratsam, so PHM Dengler,
schnellstmöglich zu flüchten.

Weiterhin wurden einige rechtliche Grundlagen und Paragraphen rund um das Thema
‚Notwehr‘ und ‚Nothilfe‘ diskutiert. Dabei wurde den Schülerinnen und Schülern klar gemacht,
dass sie keine rechtlichen Konsequenzen zu befürchten haben, falls sie sich wehren bzw.
anderen zu Hilfe kommen und dabei z. B. Gewalt anwenden müssten.
Zudem bestehe sogar für jeden Bürger die Pflicht, Mitmenschen zu helfen, wenn sie in Not
geraten sind. Wenn die Situation zu gefährlich sei, brauche man natürlich keinesfalls selber
einschreiten, jedoch müsse ein jeder, nachdem er sich selbst aus der Gefahrenzone entfernt
hätte, zumindest Hilfe holen und die Polizei unter 110 rufen.
Zum Thema ‚Gefahrensituation‘ führte die Gruppe daraufhin eine rege Diskussion, ob und wie
man sich im Vorfeld auf eine solche vorbereiten könne. Der Großteil der Runde war sich
sicher, dass dafür Hilfsmittel wie etwa Tierabwehrsprays ideal seien. Davon riet PHM Dengler
jedoch vehement ab. Jemand, der den Einsatz eines solchen Sprays nicht geübt habe, kann
dieses wahrscheinlich auch nicht richtig einsetzen. Er sehe zwar durchaus den Nutzen, dass
der Besitz einer solchen ‚Verteidigungshilfe‘ das Gefühl von Sicherheit gäbe, doch er rate
vielmehr zu Schlüsselanhängern oder Ähnlichem, die in einer Notsituation einen extrem
lauten Ton von sich geben, denn ‚nichts helfe in einer solchen Situation mehr, als Licht oder
Lautstärke!‘
Abschließend konnten die Jugendlichen bei Gruppenarbeit noch einmal alles, was sie an
diesem Vormittag erfahren haben, rekapitulieren und anwenden. Dazu wurde ihnen ein
kurzer Filmausschnitt gezeigt, in dem ein Jugendlicher Zeuge eines Überfalls wird.
Danach wurde der Film gestoppt und verschiedene Gruppen überlegten, welche
unterschiedlichen Endungen diese Situation nehmen könne. Die vielfältigen,
unterschiedlichen Gedanken dazu wurden dann angesprochen und diskutiert.
So ging ein vierstündiges Projekt zu Ende, das für die Schülerinnen und Schüler äußerst
interessant und lehrreich war. Auch wenn natürlich jeder davon hofft, nie in eine gefährliche
Situation zu kommen, wurden hier hilfreiche Verhaltensratschläge erarbeitet, die im
Zweifelsfall gewinnbringend eingesetzt werden können.

Allen Beteiligten war jedenfalls klar, dass über Civilcourage zu sprechen relativ einfach
scheint, aber im echten Leben dazu viel Mut benötigt wird.

S. Kisyma