Realschüler schnuppern Hochschulluft

Skelett

Sozialwesengruppen der 9. und 10. Klassen besuchen den Gesundheitscampus

Bekanntermaßen stehen einem Realschulabsolventen alle beruflichen Wege offen- auch die Möglichkeit eines Hochschulabschlusses. Um dies den Schülern zu verdeutlichen, besuchten die Sozialwesengruppen der 9. und 10. Klassen die Fakultät „Angewandte Gesundheitswissenschaften“ der Hochschule Deggendorf. Diejenigen, die nach der mittleren Reife die Fachoberschule besuchen, können ein Studium anschließen. Aber auch ausgebildete Erzieher und Heilerziehungspfleger sind sogar ohne Abitur berechtigt den Studiengang der Pflegewissenschaften zu studieren. Dieser Studiengang dauert acht Semester und beinhaltet neben vielen theoretischen Inhalten zur Pflege natürlich auch sehr viele Praxiselemente. Ziel des Studiengangs ist es auch, das Image des Pflegeberufes zu verbessern, da Pflege mehr bedeutet als nur Patienten zu waschen und Blutdruck zu messen. Durch die Akademisierung der Pflege, welche in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, wird die Wertigkeit der Pflege deutlich angehoben. Das Fernziel soll beispielsweise irgendwann sein, dass studierte Pflegekräfte auch Tätigkeiten übernehmen, die bisher nur einem Arzt vorbehalten sind.

Um den Besuchern die Schwerpunktsetzung auf die Praxis zu verdeutlichen, wurde die Gruppe nach einer kurzen Erklärung des Studiengangs in vier Gruppen eingeteilt. Diese durchliefen in jeweils 30 Minuten unterschiedliche Workshops:

Im Workshop „Herz, Kreislauf“ stand das Messen des Blutdrucks, Puls und der Pulswellengeschwindigkeit im Mittelpunkt. Dabei durften die Schüler selbst die Messungen vornehmen und erfuhren auch, welche Werte als Normwerte gelten und welcher medizinischen Zweck hinter den einzelnen Messungen steckt.

Jeder Schüler kennt die Bauchschmerzen, die manchmal vor anstehenden Prüfungen auftreten. Wie diese entstehen, wurde im Workshop „Ernährung, Gastrointestinaltrakt“ besprochen. Auch hier ging es wieder nicht nur um theoretische Inhalte des Funktionieren des Verdauungstraktes sondern auch um das praktische Anwenden von Stethoskop und Ultraschall. Den freiwilligen „Patienten“ wurde nicht nur der Magen abgehört, sondern auch mit dem Ultraschall untersucht. Besonders faszinierend fanden die Schüler die gehörten Geräusche und die Technik bei der Anwendung des Ultraschallgerätes.

Bei dem weiteren Workshop „Bewegung, Knochen, Muskeln“ kamen manche Schüler sogar ein bisschen ins Schwitzen. Zunächst erklärte eine Physiotherapeutin, die nach der Ausbildung ihr Wissen ebenfalls durch ein Studium erweiterte und nun an der Fakultät arbeitet, anhand eines Skelettmodells die Funktionsweise des Schultergelenks. Durch praktische Übungen probierten die Schüler an sich selbst beispielsweise die Innen- und Außenrotation. Um Schulterverletzungen oder generell Schmerzen im Bewegungsapparat vorzubeugen, ist ein Training der Muskeln unabdingbar. Aus diesem Grund probierten die Besucher viele Übungen zur Kräftigung der Schultermuskulatur. Einige mussten sich dabei sogar eingestehen, dass möglicherweise das viele Sitzen vor dem Computer, um irgendwelche Spiele zu zocken, sogar schon Spuren hinterlassen hat und Muskeln in bestimmten Bereichen bereits verkürzt sind.

Auch der Workshop „Lunge und Atmung“ war von einer interessanten Mischung aus Theorie und Praxis geprägt. So ergab bei manchen nach der Messung eine etwas niedrige Sauerstoffsättigung im Blut, weswegen diese Personen sogleich am offenen Fenster einige tiefe Atemzüge durchführen sollten. Die einzelnen Schritte der Lungendiagnostik durften die Schüler ebenfalls an sich selbst durchführen. So probierten sie das Abtasten der Lunge, das Abtasten der Lungenflügel und das Abhören der einzelnen Lungenabschnitte. Vor allem die Arbeit mit dem Stethoskop und der Demonstrationspuppe, deren Lunge auf „Lungenentzündung“ eingestellt war, machte die Unterschiede zwischen einer gesunden und kranken Lunge deutlich.

Nach dem Durchlaufen der einzelnen Workshops kamen die Schüler gemeinsam mit den Studenten, die zum Großteil die Workshops durchführten, zu einer Feedbackrunde zusammen. Besonders beeindruckend fanden die Besucher, dass durch die relativ geringe Anzahl an Studenten eine sehr familiäre Atmosphäre an der Fakultät herrscht. Die individuellen Schwerpunktsetzungen der Studierenden können so sehr gut berücksichtigt werden.

Abschließend bleibt zu hoffen, dass sich mancher Realschüler vielleicht eines Tages an der „Fakultät für angewandte Gesundheitswissenschaften“ wiederfinden wird, damit das Ziel der Fakultät, die Pflege zu revolutionieren, auch wirklich eines Tages in die Tat umgesetzt werden kann.