Neuerung Sportklasse ab nächstem Schuljahr

Am Freitag, den 21. April, fand an der Siegfried-von-Vegesack-Realschule in Regen der Tag der offenen Tür statt. Bei bestem Wetter kamen zahlreiche Besucher, darunter auch viele Eltern mit übertrittswilligen Kindern sowie ehemalige Realschüler. Die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte boten ein umfangreiches Programm mit insgesamt 25 Stationen, an denen man sich über die Schule und deren Angebote informieren konnte.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Schulleitung konnten die Besucher das Schulhaus anhand des Programmflyers auf eigene Faust erkunden, wobei die Schulstarthelfer „Siegis“ den Gästen an vielen Stellen im Gebäude unterstützend zur Seite standen. Bewusst wurde für die Veranstaltung ein offenes Format gewählt, auf Führungen verzichtet und die Aula als offener Kommunikationsraum von vielen Gästen genutzt, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Aufsehen erregte unter anderem die Rollstuhl-Rallye der Fachschaft Sozialwesen, die die Möglichkeit bot, sich in die Lage vom Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen hineinzuversetzen. Auch die Experimente in Physik und Chemie, die zum Teil auch im Freien stattfinden konnten, begeisterten die Kinder.

Eher für die Eltern war die Vorstellung der Partnerschulen in Finnland, Südfrankreich und Tschechien interessant. Dies spiegelt auch einen Teil des pädagogischen Konzepts der Realschule wider, welches Wert auf die Erziehung zur Offenheit für Neues und Toleranz legt. Durch die Partnerschulen kann die Realschule aber auch von einer EU-Förderung für Fahrten profitieren. Außerdem liegt ein weiterer Schwerpunkt der Bemühungen des Personals der Schule darauf, nahe an den Sorgen und Nöten aber auch den Begabungen der zukünftigen Schülerinnen und Schüler zu sein, was durch eine enge Begleitung der „Neuen“ durch die „Siegis“, die Tutorinnen und Tutoren der Realschule und durch regelmäßige Gespräche der Lehrerschaft über die Schüler erreicht wird.

Für das leibliche Wohl sorgte die Fachschaft EG durch die Zubereitung von bayerischen Dönern, der Elternbeirat verkaufte Kaffee und Kuchen und die SMV die Kaltgetränke. Die musikalische Umrahmung wurde von der Schulband übernommen.

Auch die Kreativität kam nicht zu kurz: Die Fachschaft Religion zeigte das Basteln von Anhängern und Verzieren von Baumscheiben. Im Werkbereich konnte der neue Makerspace der Realschule mit den 3D-Druckern und dem Lasercutter besichtigt und ausprobiert werden. Die Fachschaft Französisch betrieb in der Aula eine Selfie-Station vor dem Eiffelturm mit der Möglichkeit des Sofortfotodrucks. Dort fanden auch die Information und der Kartenvorverkauf zum Bunten Abend am 18. und 19. Mai statt.

Ergänzt wurde das Programm durch Spiele und Rätsel der Fachschaft Geographie und verschiedene Übungen und Vorführungen der Erste-Hilfe–Gruppe. Die Deutschgruppe bot eine Ausstellung und Quiz mit vier Stationen, die Fachschaft Geschichte präsentierte ein Kahoot zur Geschichte Regens sowie Lapbooks und Erklärvideos. Die Fachschaft IT zeigte in einem Workshop zum CAD-3D-Druck, wie man beispielsweise einen dreidimensionalen Buchstaben entwirft und druckt, den man dann auch mit nach Hause nehmen durfte.

In der Turnhalle stellte die Fachschaft Sport das neue Konzept für die Sportklasse im nächsten Schuljahr vor. Für interessierte Schülerinnen und Schüler gab es auch schon die Gelegenheit, die Lehrkräfte der Sportklasse kennenzulernen und in einem Parcours zu testen, ob ihre Fitness für dieses Vorhaben ausreicht.

Um eine Übersicht über das gesamte Programm zu erhalten, gab es eine Aktion auf dem Programmflyer, bei der man mit acht Stempeln das Konterfei von Siegfried von Vegesack auf einem Bleistift als Überraschung erhielt.

Insgesamt bot der Tag der offenen Tür ein breites Spektrum an Aktivitäten und Informationsmöglichkeiten für Besucher und Interessierte. Die Veranstaltung wurde von den Besuchern als voller Erfolg gewertet und die Schüler und Lehrer der Siegfried-von-Vegesack-Realschule in Regen können stolz auf diesen gelungenen Tag der offenen Tür sein.

Ossi Heindl hilft Realschule bei der Vorbereitung eines Projekts mit Tschechien

Oftmals ist gerade die ältere Literatur für Jugendliche der heutigen Zeit örtlich und auch zeitlich sehr weit weg. Im Bayerischen Wald ist es deshalb nicht ganz so einfach wie in größeren Städten literarischen Stoff zu finden, der an die Lebenswelt der Lernenden vor Ort anknüpft. Das macht es schwer, sich in die Lebensumstände, Sorgen und Nöte der Protagonisten der jeweiligen Stücke hinein zu versetzen.

Eine willkommene Ausnahme eröffnet daher der Schriftsteller und Realschullehrer, Karl beziehungsweise Karel Klostermann, der als Kind deutscher Eltern viel Zeit im Böhmerwald verbracht hat und aus diesem Grund durch verschiedene Erzählungen sehr nah am Alltagsleben der Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze war. Der vor allem auf tschechischer Seite bekannte Böhmerwaldautor findet seit der Grenzöffnung auch bei uns nach und nach immer mehr Leser.

Die Siegfried-von-Vegesack-Realschule in Regen hat durch eine Initiative von Martina Engelmaierová aus dem Programm „Ein Jahr an der Grenze“ des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds seit kurzem Kontakt zu einer Schule in der tschechischen Stadt Horažďovice und möchte in Zukunft stärker mit dieser zusammenarbeiten. Lehrkräfte beider Schulen waren sich schnell darin einig, dass Klostermann ein idealer Ansatz zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit wäre. Bei der nachfolgenden Recherche stieß man dann auf den Klostermannverein, der sowohl im Bayerwald als auch auf tschechischen Seite aktiv ist. Gründungsmitglied Ossi Heindl erklärte sich schnell bereit, einer neunten Klasse seine Faszination für diesen Autor näher zu bringen.

Dies geschah bei einer von Lehrerin Margit Schiller mit der Klasse 7D vorbereiteten typischen Mahlzeit, die auch Karl Klostermann zu seiner Zeit gegessen haben könnte. Bei einem Sterz führte der Gast dann in das Leben und Werk des Dichters ein. Durch seine anschaulichen Erzählungen wurde der Klasse schnell klar, dass die Menschen, die früher in unserer Region gelebt haben, gar nicht so weit von unseren Zeitumständen entfernt sind, ja sogar die gleichen Probleme hatten. So thematisierte der ehemalige Deutschlehrer und inzwischen passionierte Krimiautor einen bei Klostermann beschriebenen Jahrhundertsturm, der im Jahre 1870 zu großen Veränderungen in der Region rund um den Rachel und Lusen führte. Der Umgang mit der darauf folgenden Borkenkäferplage erinnert in Teilen augenfällig an die heutige Zeit. Auch der Riese Rankl Sepp, der in verschiedenen Werken Klostermanns eine Rolle spielt und von dem auch ein Foto existiert, wurde in seiner bescheidenen Art auch als moralische Instanz in der Zeit des plötzlichen Reichtums, der auf die Borkenkäferplage folgte, lebensecht beschrieben.

Bedingt durch die Authentizität dieser Erzählungen kamen die Realschülerinnen und Realschüler ihrem Ziel näher, mehr über den Autor und sein Werk zu erfahren, um für das eigentliche Projekt in Tschechien bereit zu sein, bei dem ein interaktiver, zweisprachiger Wanderweg über die jugendliche Sicht auf den Dichter in der Gegend von Schlösselwald entstehen soll. Auf jeden Fall sprach der Vormittag mit dem Klostermannfan Ossi Heindl viele Sinne an und schaffte es so, ein Stück Literatur nah an die Lebenswelt der heutigen Jugendlichen zu bringen.

 

Erasmus + macht Fahrt einer Schülergruppe nach Österreich möglich

Meine persönlichen Eindrücke

Siegi ist in Mittersill angekommen. Erasmus+ sei gedankt! Nach einem ersten Rundgang durch den Ort am Anreisetag machen sich die SchülerInnen am ersten Vormittag auf zu ihren Praktikumsbetrieben: Sanitätshaus Tappe, Kinderarzt Dr. Drexler und St. Vinzenz Kindergarten. Vielen Dank an alle Einrichtungen für die freundliche Aufnahme unserer Schüler. Es ist keine Selbstverständlichkeit, sich neben dem beruflichen Alltag auch noch um Praktikanten zu kümmern.

Mein erster Tag war voller Eindrücke für mich an der PTS Mittersill. Das österreichische Schulsystem unterscheidet sich mehr von unserem, als ich zunächst dachte. Schwerpunkte einer „Poly“ liegen im Fachbereichsunterricht, der sehr stark projektorientiert konzipiert ist. Der Kreativität der SchülerInnen wird sehr viel Zeit und Raum gegeben. Von einer zeitlich so entspannten Lernatmosphäre kann ich manchmal nur träumen! Insgesamt gibt es an der Schule sieben Fachbereiche: Bau, Metall, Holz, Elektrotechnik, Handel, Dienste und Tourismus.

Der Fachbereich „Handel“ übte Handlettering. Ein neuer Trend, der bei der praktischen Schaufenster-Gestaltung, die an diese Einheit anschließen wird, eingesetzt werden soll. Der Fachbereich „Dienste“ (Schwerpunkt Schönheit) übte einerseits das Zeichnen von Zopfmustern.

Das ist ziemlich schwer, wie ich erstaunt feststellen musste. Andererseits lernten die Schülerinnen auch das richtige Waschen und Föhnen im schuleigenen Frisöratelier. Sehr beeindruckend!

Der Nachmittag stand trotz der Anstrengung eines Arbeitsvormittags ganz im Zeichen des Kennenlernens der Gegend. Deswegen besuchten wir die Nationalparkwelten. Am meisten beeindruckte die Gruppe der 360° Film über alle Tages- und Jahreszeiten des Nationalpark Hohe Tauern. Von diesem Erlebnis konnten sich manche- mich eingeschlossen- nur schwer trennen.

Tag 2 an der PTS: Heute durfte ich bei den Fachbereichen Holz und Metall zusehen. Im Fachbereich Holz bauen die Schüler gerade Modelle für ein kleines Materialhäuschen, das ein Kindergarten des Pinzgaus bekommen wird. Die Jungs haben sich dazu zunächst überlegt, wie das Häuschen aussehen soll, damit es gut in den Spielbereich des Kindergartens passt. Anschließend wurden sämtliche Steckverbindungen der Dachkonstruktion über CAD gezeichnet.

Jetzt geht es an den Modellbau. Dabei entstehen beeindruckende Zimmererarbeiten. Ein anderer Teil der Gruppe erstellt mit so genannten Schwalbenschwanzverbindungen ein Kästchen aus Zirbenholz. Auch der Fachbereich Metallbau arbeitet an interessanten Projekten. Als Basisarbeit entsteht gerade ein gekanteter und verschweißter Stiftehalter. Eine aus Kupferblechen gebogene Rose soll ein Muttertagsgeschenk werden. Einige Profis haben auch bereits mit dem Jahresprojekt, einem selbst entworfenen Christbaumständer, begonnen. Die künftige Zimmerer-, Schreiner-, Schlosser- und Mechanikergeneration für die Region Hohe Tauern ist gesichert!

Am Nachmittag nutzten wir den ÖPNV und fuhren durch das schöne Pinzgau bis zu den Krimmler Wasserfällen. Dort angekommen erklommen wir mit über 300 Höhenmetern den Anstieg zu den einzelnen Stufen des Wasserfalls. Mit einer Gesamtfallhöhe von 380 Metern zählen diese Wasserfälle zu den größten der Welt. „So etwas Schönes in der Natur habe ich noch nie gesehen!“, meinte ein Schüler. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Am Mittwoch besuchte ich vormittags die Praktikanten an ihren Arbeitsstellen und konnte mich selbst davon überzeugen, dass sie unglaublich nett von allen Einrichtungen aufgenommen wurden. Andererseits zeigten die strahlenden Gesichter unserer SchülerInnen aber auch, dass sie sich sehr wohl in ihrer Umgebung fühlten.

Am Nachmittag stand endlich der lang geplante Besuch unserer SchülerInnen bei der „Polytechnischen Schule“ an. Ich hatte ja bereits im Vorfeld meiner Gruppe von meinen Erlebnissen dort erzählt. Doch so richtig vorstellen konnten sie sich das Erzählte nicht. Zu anders ist das österreichische Schulsystem. Zunächst trafen wir den Fachbereich Handel. Dort wurden Verkaufsgespräche mit Hilfe eines Fragebogens analysiert und anschließend in der Übungsfirma gearbeitet. Bestellwesen, Abwicklung der Buchhaltung oder Mahnwesen sind für unsere Sozialwesen-Schüler vollkommenes Neuland. Da rauchten die Köpfe.

In einer kleinen Schulhausführung staunte die Gruppe nicht schlecht, als sie die Praxisräume der einzelnen Fachbereiche kennenlernen durfte. Der Fachbereich GSS war gerade dabei, kreatives Nageldesign zu entwerfen oder Frisuren abzuzeichnen. Von der Kreativität der Schülerinnen waren die Gäste beeindruckt. Auch vollkommenes Neuland war der Besuch der Metallwerkstatt. Hier sahen die Besucher den angehenden Schlossern über die Schulter: Sogar beim Schweißen durften wir mit Schutzhelm versehen zusehen. Dass die Schüler der „Poly“ in ihrem jeweiligen Fachbereich richtiges Können zeigen, ja fast so wie richtige Lehrlinge, stimmte unsere SchülerInnen ein bisschen nachdenklich. Aber vielleicht half die Begegnung so manchem, nun doch etwas konkreter die Berufsfindung in Angriff zu nehmen.

Der vorletzte Vormittag stand im Zeichen des Netzwerkens. Zuerst besuchte ich eine Physiotherapie-Praxis. Diese hat neun sehr gut ausgestattete Behandlungsräume, aber leider fehlen der Praxis die Therapeuten. Wie eigentlich in jedem sozialen Beruf fehlt es in Österreich wie in Bayern an Personal. Sollten wir eine derartige Fahrt nach Österreich noch einmal wiederholen, könnte ein Schüler auch in den Beruf des Physiotherapeuten hineinschnuppern. Anschließend hatte ich einen Termin mit dem Heimleiter des Seniorenheims Mittersill. Er nahm sich sehr viel Zeit für mich, um mit mir über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Pflegeausbildung, des Pflegenotstandes und des Umgangs mit Corona zu diskutieren. Auch hier könnten künftig interessierte Praktikanten den Pflegealltag kennenlernen.

Der Nachmittag diente der Entspannung. Das benachbarte Hallenbad des Ortes mit Wasserrutsche und Whirlpool bot dafür die optimalen Bedingungen.

Nach einem letzten Arbeitsvormittag machte sich die Gruppe wieder auf in Richtung Bayern.

Was bleibt von diesem Versuch, in soziale Einrichtungen in einem anderen Land Einblicke zu gewinnen und an einer fremden Schulart zu hospitieren?

Vor allem die vielen netten Begegnungen verbunden mit intensiven Gesprächen, auch wenn wir nicht jedes Wort sofort verstehen konnten, haben sich eingebrannt. Aber auch die Unterschiede werden den Besuchern im Gedächtnis bleiben: Sei es das vollkommen anders aufgebaute Schulsystem ab Sekundarstufe I oder die Art und Weise der Gruppenführung in einem Kindergarten. Die vielen positiven Eindrücke vom Nationalpark Hohe Tauern tun sicher ihr Übriges, dass alles, was mit diesen Eindrücken in Verbindung steht, nachhaltig gegenwärtig bleibt.

Text und Bilder: Corina Wandinger