Chronik

Die 50er Jahre – Gründung der Staatlichen Mittelschule Regen am 01.09.1955

3 Lehrer und ein 12m² großer Raum – gleichzeitig Direktorat, Sekretariat und Lehrerzimmer! So muss man sich heute die Arbeitsbedingungen vorstellen, als am 01.09.1955 die Herren Steidl und Ullmann und Frau Hafner den Dienstbetrieb an der neu gegründeten Staatlichen Mittelschule Regen aufnahmen. Zusammen mit fünf nebenamtlichen Lehrkräften unterrichteten sie 2 Klassen, 42 Buben und 49 Mädchen, selbstverständlich streng getrennt in 1am und 1aw. Die Lehrerarbeitszeit erstreckte sich pro Woche auf 28 Unterrichtsstunden á 60 Minuten. In den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik mussten die Realschülerinnen und Realschüler jeweils 6 Schulaufgaben schreiben; man stelle sich heute das Korrekturgejammer der Lehrer vor! Dass der Schulbetrieb reibungslos ablief, dafür sorgte der erste Schulleiter der neu gegründeten Mittelschule, Herr Direktor Heinz Steidl.

In Weiden, in der fernen Oberpfalz, erblickt ein Mensch das Licht der Welt, der Jahrzehnte später an der Realschule unterrichten und für ganz kurze Zeit die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters übernehmen wird.

Im Jahre 1958 kreiste das unbemannte Raumschiff Sputnik um die Erde und war dabei von Regen aus zu sehen, zumindest behauptet dies Herr Peter, der später eine bedeutende Rolle im Schulleben spielen wird. Ob er bei seinem Aufenthalt in Amerika von seinen Beobachtungen dem CIA berichtete, bleibt eine Vermutung. Tatsache ist, dass der zukünftige Chef sich in Kentucky weiterbildete und sich als Boxer durchs Leben schlug. Sport nahm auch  an der Mittelschule einen wichtigen Platz ein. Das Einzugsgebiet der Schule reichte bis nach Frauenau und Bayerisch Eisenstein, sodass die dortigen lokalen Sportgrößen wie Heinz Feigl oder Max Kopp die Pokalvitrinen in der Schule füllten. Wer erinnert sich noch an den überragenden Leichtathlet? Wolfi Steidl! Die Trumpfkarte der Mittelschule im 100m Lauf und im Weitsprung.

Es wird auch nie geklärt werden, ob Sputnik ausgerechnet die Umlaufbahn über Regen wählte, um das neue Schulgebäude auszukundschaften.

Die 60er Jahre – Umbenennung in Staatliche Realschule Regen

Die Schulleitung, die Verwaltung und die Frontkämpfer teilen sich noch immer 12m². Aber es gibt auch Erfreuliches: wegen eines verstopften Abflussrohres in der Marienschule kommt die Schule in den Genuss von „Stinkferien“. Schade für die Schülerinnen und Schüler, dass die Reparaturen nicht wie heute EUweit ausgeschrieben werden mussten. So wurde der Schaden binnen einer Woche behoben. Die Lehrer erhielten 1965 eine neue Amtsbezeichnung: Realschullehrer – und durften dafür auch am Samstag unterrichten. Diese Neuformatierung wurde gebührend gewürdigt, indem das Kollegium zum 10jährigen Jubiläum „Die lieben Verwandten“ von Ludwig Thoma aufführte. Die Hauptrollen wurden dabei u. a. von Martha Jung und Heinz Peter besetzt. Man stelle sich das heute vor. „Der Firmling“ von Karl Valentin, in den Hauptrollen die Konrektoren Stefan Spindler als Onkel und Manfred Pfrang als Firmling!

Die Umbenennung in Realschule kam so überraschend, dass die Abschlusszeugnisse noch mit dem „Mittelschule“ gestempelt wurden, sehr zum Ärger der Klassleiter, die per Hand und Schreibmaschine alle Zeugnisse im Eiltempo neu schreiben und abstempeln mussten.

Der STERN-Affäre im Herbst 1962 wird ein eigenes Kapitel gewidmet.

Zahlreiche Fahrschüler besuchten die Realschule Regen, unter ihnen war auch Franz „Karmann, Sparkasse Zwiesel“. Wer ihn kennt, kann es kaum glauben. Er erinnert sich gerne an seine Fahrschülerzeit, denn zwischen Bettmannsäge und Regen spielte er im Zug seinen einzigen „Sie“ im Schafkopfen. Seinen Mitspielern Gerhard Zitzelsberger, heute Drogist in Bayerisch Eisenstein, Albert Fritz, heute Revisor Dresdner Bank und Karl-Heinz Kapfhammer, heute kfm. Leiter Stadtwerke Zwiesel kostete der Spaß 30 Pfennig pro Mann. Dass sie im Zug Karten spielten statt sich auf Mathe vorzubereiten, hat ihnen karrieremäßig offensichtlich nicht geschadet. Diese Fahrschüler – um den täglichen Anmarsch abzukürzen, begaben sie sich im Winter öfter aufs Eis. Beim Bachl überquerten sie den zugefrorenen Regen und marschierten am Zellner Hof zur Schule. Etliche sollen dabei im Eis eingebrochen sein, hört man. Zugeben will es keiner.

Noch eine Schulanekdote (bayerisch „Huderl“) gefällig? Der sittenstrenge Herr Peter war es aus Amerika nicht gewohnt, dass die jungen Damen die ganz kurzen Miniröcke trugen. So ermahnte er Annemarie Wagner, heute heißt sie Thum, mit den Worten: „Annemarie, wir sind hier nicht in der Bar!“

Philosophiert haben die „68er“ gerne und oft, auch im Unterricht vor lebenshungrigen Buben und Mädchen. Zitat Chemielehrer Alois Foit zur Molekularbiologie: „Moleküle, die einmal getrennt worden sind, wollen möglichst bald wieder eine neue Verbindung eingehen. Das ist wie bei geschiedenen Frauen, die wollen auch wieder möglichst schnell eine neue Verbindung eingehen.“ Das Zitat stammt aus dem Erinnerungsschatz des damaligen Schülers Egon Thum, heute Leiter des Standesamtes in Zwiesel.

Kreativ waren sie auch, die Schülerinnen und Schüler, nicht nur im Kunstunterricht. Die Namensgebung einzelner Lehrer zeigt von enormem Einfallsreichtum: Zorro, Cool, Zirperl!

Die 70er Jahre – Turnhallenbau

Der Neubau der Turnhalle belief sich auf 3,7 Mio DM! Dabei wurde zwischen der Turnhalle und der Pfarrer-Biebl-Straße ein Tunnel gegraben, um das Unfallrisiko vor dem Sportunterricht mit Hilfe dieser Unterführung zu mindern. Zu dieser Zeit stiegen die Schülerzahlen exorbitant, 223 Buben und 280 Mädchen besuchten 1979 die Realschule. Seit dem Schuljahr 1975/76 gibt es auch gemischte Klassen, die sogenannte 7abKM-Klassen. Ob diese Neueinteilung der Geschlechter schulpolitische Hintergründe besitzt, kann nicht mehr recherchiert werden, aber just zu diesem Zeitpunkt erfolgte der erste Wechsel in der Chefetage. Für Herrn Direktor Heinz Steidl übernahm Frau Realschuldirektorin Martha Jung die Leitung der Schule. Regen war seiner Zeit voraus, wenn man die aktuelle politische Entwicklung betrachtet.

Mitte der Siebziger erhellt die Erde ein neuer Stern, der ab 2002 nicht nur die Schüler, sondern auch die närrischen Regener in der fünften Jahreszeit erfreuen wird. Jahre später wird gemunkelt werden, ob die Faszination auf die junge Männerwelt mehr von der physiognomischen Erscheinung oder mehr von einem hellbeigen BMW Z4 ausgeht.

Außerdem wurde der Chemiesaal eingerichtet, der heute noch existiert und vermutlich in ein Museum umgestaltet wird.

Die 80er Jahre – neue Ideen und Innovationen

Pro Schuljahr verliert Regen eine Klasse an Zwiesel. Von 1983 bis 1988 sinken die Schülerzahlen von 554 auf 379. Die Realschule Regen gründet als erste Realschule in Bayern die Aktion „Schüler unterrichten Schüler“ verbunden mit „Hausunterricht“ durch Lehrkräfte, die langfristig erkrankte Schüler betreuen. Große Unterstützung erhielt die Schule dabei von MdL Josef Niedermayer aus Viechtach. Der zweite Schulleiterwechsel im Jahre 1985: Herr Realschulrektor Heinz Peter wird Nachfolger von Frau RSD Martha Jung. Zu ihrem Abschied spielt das neu gegründete Realschul-Trio in der Besetzung Walter Kopf am Kontrabass, Wolfgang Beil an der Gitarre und Reinhard Stangl mit der Steirischen auf. Die erste boygroup im Landkreis!

Der neue Schulleiter hat 1986 wesentlichen Anteil an der Gründung des Fördervereins Realschule Regen, deren erster 1. Vorsitzender Herr Peter Kieslinger wurde. Drei Jahre später übernimmt Herr Realschulrektor Arnold Winkler, damals einer der jüngsten Schulleiter in Bayern, die Geschicke der Schule und installiert heute nicht mehr bekannte Einrichtungen wie den „Bunten Abend“ oder ein Sommerfest.

Ab 1986 wird das Skilager in der Flachau eine feste Einrichtung der Schule. Allerdings wird die Verköstigung mit diversen Spezialitäten erst Jahre später nach dem Besuch von aufschlussreichen Tupperware-Abenden bei Dennls & Co. zum festen Bestandteil, ja beinahe zu einem Ritual des Skilagers. Noch ein schulsportliches Ereignis gefällig? Die Kickerkasten AG hat ihre Gründungsversammlung, die Aktionäre warten aber noch immer auf die Ausschüttung einer Dividende. Böse Zungen behaupten, dass einzelne geldgierige Spekulanten schon daran dachten, die Firma Ende der 90er an den Neuen Markt zu bringen.

Der damalige Konrektor Herr Schwarz richtet zusammen mit Wolfgang Beil in Eigenregie die erste EDV-Anlage ein. Wahrlich eine Bahn brechende Einrichtung, die heute als selbstverständlich angesehen wird. Herr Peter Menzel als Kapo. Die Chemie- und Biologiekoryphäe der Regener Realschule lässt ein Biotop anlegen und zahlreiche Kollegen müssen mit Schaufel, Spaten und Schubkarre die Grobarbeiten verrichten. Es hält sich noch immer das Gerücht, dass die Herren Dennl, Lippert, Beil und Kellermann sich blutige Hände und mächtige Schwielen holten, als sie ganze LKW-Ladungen mit Granitsteinen abladen und verarbeiten durften.

Anlage des Biotops

Anlage des Biotops

Die 90er Jahre – Schulleiterwechsel

Eine neue Zeit bricht an. Der Kalte Krieg ist vorbei, Grenzen werden geöffnet, Barrieren abgebaut, der „wind of change“ wehte auch in die Kreisstadt, von Zwiesel aus!

Auf Initiative des neuen Schulleiters, Herrn RSR Rolf Ternes, der nun seit dem … die Schule leitet, wird Teil I des Schulhausanbaus und seine Kernsanierung vollendet. Die Klassenzimmer der heutigen 10. Klassen und die prächtige Aula entstehen.

Auch ein neuer Zug in der Personalführung aus Oberbayern eintraf. Auf Anregung der Schulleitung präsentiert sich in einem Pilotprojekt „Bewegte Schule“ eine Klasse ganz innovativ, als sie nicht mehr auf den gewöhnlichen Stühlen im Klassenzimmer Platz nimmt, sondern quasi wie beim Physiotherapeuten mit Gummibällen eine ergonomische Sitzhaltung einnimmt und dabei durchs Klassenzimmer hopst. Wie Frau Tiersch berichtet (eine wahrlich zuverlässige Quelle), soll es den Schülern letztendlich zu dumm geworden sein und sie brechen den Versuch ihrerseits ab. Dennoch war eine Idee geboren, die noch heute von unseren Sportlehrerinnen und Sportlehrern in die Tat umgesetzt wird: die „Bewegte Pause“. Täglich spielen die Kinder während der Pause in der Turnhalle Fußball und „bewegen“ sich – die Zahl der gewalttätigen Übergriffe zwischen Schülern bewegt sich seither gegen Null! 1995 ist es soweit, Horst Dennl mit Frau übernimmt für mehrere Wochen das Zepter in der Kreisstadt. Wie die damaligen Schüler diese Regentschaft überstanden haben, konnte nicht ermittelt werden. Eisiges Schweigen.

Hund aus Blech als Geschenk

Hund aus Blech als Geschenk

Die 2000er Jahre – Einzug der R6

Im Zuge der Generalsanierung der Marienschule werden die alte Turmuhr und die Hl. Maria gerettet und schmücken heute den Hof und die Aula. Dafür ein Dankeschön an den neuen Schulleiter, Herrn RSR Josef Weichmann, dem am 08.02.2001 die Leitung der Schule übertragen wurde. Ihm gebührt die Anerkennung, diese einzigartigen Preziosen der Schule erhalten zu haben. Nicht nur die Hl. Maria hielt Einzug in der Aula, auch 10 und 11 Jahre alte Novizen bevölkern seit September 2002 die Realschule. Die R6 steht für die sechsstufige Realschule, steht für die Erweiterung der bisherigen Klassen 7-10 auf 5-10. Nicht nur die Schülerzahlen haben sich seitdem enorm gesteigert (in diesem Schuljahr besuchen 687 Schülerinnen und Schüler unsere Schule), auch die Zahl der Lehrer ist gestiegen. Mittlerweile sitzen, nein drängeln sich im Lehrerzimmer 42 Kollegen auf engstem Raum zusammen. Viele neue Kolleginnen und Kollegen sorgen für viel Belebung und die Kleinen für viel Bewegung. Um die täglichen Verwaltungsarbeiten etwas erträglich zu machen, wurde im letzten Jahr unter der Leitung von Joachim Schmitt die Schule im wahrsten Sinne des Wortes vernetzt. Die Trennung in ein Verwaltungs- und Schülernetz, sowie die Internetanbindung läuft seit diesem Schuljahr nahezu reibungslos. Das neue Notenprogramm für die Lehrer, der sog. Notenmanager, wurde nach schier endlosen Einführungs- und Demonstrationsstunden sogar vom letzten PC-Verweigerer angenommen!

Fragen Sie Herrn Schmitt, sofern sie sich trauen!

Die Schulleitung setzt Schwerpunkte. Die Schülerinnen und Schüler können sich aussuchen, was ihnen zusagt: Schwarzes Theater, Eishockey, Foto- und Videogruppe, Redaktion der Schülerzeitung, Leukos, Kochen, Theater oder Musical. Apropos Musical. Die außerunterrichtlichen Aktivitäten sind breit angelegt, sie stellen sozusagen ein schulumfassendes Projekt dar, in das sich Schülerinnen, Schüler und Lehrer gemeinsam einbringen. Wenn nach wochenlangen Vorbereitungen (Schminken, Schneidern, Kulissengestaltung, Dekoration, Proben, …) der lang ersehnte Auftritt kommt, so stellt schon manch einer, ob Insider oder Outsider, die Frage: Warum dieser Aufwand? Die Antwort ist einfach. Es geht überhaupt nicht um die Profilierungssucht einzelner Lehrer. Unsere Schülerinnen und Schüler haben ihre Freude daran, arbeiten mit unbändigem Einsatz und gesundem Ehrgeiz und sind begeistert, egal ob vor oder hinter den Kulissen. Daher sollte eines nicht passieren. „Völlig kann auch sie trotz ihrer starken Auftritte meist eine gewisse Trägheit der Figur nicht ablegen“, steht in der Berichterstattung des Bayerwald-Boten über die begeistert aufgenommene Aufführung des Musicals „König der Löwen“. Eine Einzelkritik in einer Schulaufführung? Befremdlich, dass ein Medienprofi so überzieht. Moment Mal! Schadensbegrenzung ein paar Tage später. Es sei ja nur ein „handwerklich verunglücktes Kompliment“ gewesen!

Ein letztes Kompliment an dieser Stelle für unseren Konrektor Herrn Stefan Spindler. Er spinnt die Fäden und lädt bereits zum zweiten Mal niederbayerische Schulen zum Musik- und Theaterfestival ein. Professionelle Abwicklung – mir ist kein größeres Kompliment eingefallen. Die Außenwirkung dieser Veranstaltung ist enorm, insgesamt 14 Schulen schicken ihren Chor, ihre Tanz- und Theatergruppen, Schulbands und Bigbands karren ihre Instrumente heran, das Schwarze Theater braucht absolut verdunkelte Räume, der Sound in der Aula muss „gecheckt“ und auf die Klangresonanz der spezifischen Schularchitektur abgestimmt werden, und nicht zuletzt muss ein Moderator gefunden werden, der durch das Programm führt. Das allerdings war einfach, da mit Oliver Sailer ein Mann zur Verfügung steht, der zum Entertainer geboren ist. Im Hintergrund, ganz bescheiden, Stefan Spindler. Fortsetzung folgt – hoffentlich!

Die Erfolgsgeschichte der Realschule Regen wird weitergehen.