Meister im Krisenmanagement

(Bayerwald-Bote) Trotz erschwerter Bedingungen durch die Schulschließung ab Mitte März haben alle Zehntklässler der Siegfried-von-Vegesack Realschule ihren Abschluss geschafft – viele von ihnen mit einem bemerkenswert guten Ergebnis. Bei einem Viertel der 80 Absolventen steht bei der Gesamtnote eine Eins vor dem Komma. In verkürzter Form, aber dennoch feierlich und persönlich, sind die drei Klassen am Freitag separat verabschiedet worden. In diesem kleineren Rahmen war es möglich, auch Angehörige einzuladen und zugleich die geltenden Abstand- und Hygienebestimmungen einzuhalten. Musikalisch umrahmten Jonas Hödl aus der 10a an der Tuba und Musiklehrer Roland Döringer am Keyboard die Verabschiedung. „Heute ist nichts so wie sonst“, machte Stellvertretende Rektorin Simone Üblacker gleich zur Begrüßung klar. Aber ihr Wunsch, das Beste aus der Situation zu machen, ging in Erfüllung – auch dank technischer Hilfe. Die guten Wünsche der Polit-Prominenz für die Abschlussschüler wurden per Video-Botschaft auf die große Leinwand in der Aula eingespielt. Landrätin Rita Röhrl verband ihre Glückwünsche mit dem Appell, die Absolventen mögen dem Landkreis treu bleiben. Bürgermeister Andreas Kroner zollte ihnen besonderen Respekt dafür, dass sie alle trotz widriger Umstände den Abschluss geschafft haben. Elternbeiratsvorsitzende Yildiz Oragaz legte ihnen ans Herz ihre Wünsche und Träume zu verwirklichen. „Verschönert euer Wesen mit Bildung“, so ihr Appell.

 

 

Auf die sechs (oder auch sieben) Jahre an der Realschule blickten stellvertretend für die Klasse 10a, die als erste verabschiedet wurde, Aaron Rossel und Raphael Schäfer zurück. Schmunzelnd verfolgten ihre Klassenkameraden, Lehrer und Eltern den mit witzigen Anekdoten gespickten Rückblick der beiden – von Wettrutschen und Ringkämpfen bei der Schwimmbadolympiade über die noch offene Einladung ihrer Biologielehrerin in den Bauwagen bis zum ausstehenden Weißwurstfrühstück mit Klassenlehrerin Karin Probst. Ihr attestierten die Schülersprecher im Umgang mit der 10a enormes Durchhaltevermögen. Eben dieses Durchhaltevermögen übertrug Schulleiter Alexander Reimer auf die Absolventen. „Ihr hattet es nicht leicht“, spielte er auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Schulalltag an. Mit der verordneten Schulschließung zum 13. März mussten sie unerprobtes Neuland betreten: Mit digitaler Unterstützung zu Hause selbstständig lernen – ohne Klassenverbund, ohne direkten Kontakt. Nicht nur die Prüfungsergebnisse beweisen für Reimer: „Ihr seid krisenerprobt und habt Wichtiges für das Leben mit Bravour gelernt.“ Auch wenn die Schullaufbahn zu Ende sei – das Lernen gehe weiter. Am Beispiel des Schrauben-Fabrikanten Reinhold Würth, der noch mit 85 Jahren im Betrieb aktiv ist, benannte der Schulleiter zwei Lager: Menschen, die mit 40 Jahren schon vergreist seien und andere, die mit 70 agil, interessiert und zuversichtlich seien. Das Geheimnis der optimistischen Senioren? Sie haben sich das Lernen bewahrt. „Loser sind Nichtlerner“, wie Alexander Reimer es formulierte. Er machte den Absolventen klar, dass das Lernen sie verfolgen werde wie eine lästige Fliege. Deshalb sein Rat: „Schaut‘s, dass immer wos weitergeht!“ Mit einer Bilder-Rückschau ging die Realschulzeit für die Zehntklässler zu Ende. Ein Abschlussball war diesem Jahrgang nicht vergönnt.

Die Absolventen:

Klasse 10 a: Annalena Achatz, Salvatore Cimino, Johannes Fischer, Luca Frey, Martin Gigl, Jonas Hödl, Johannes Hofbauer, Fabian Koksch, Manuel König, Lukas Kufner, Raffael Miller, Aaron Neumeier, Alexander Pfeffer, Sebastian Pfeffer, Mika Riedl, Aaron Rossel, Raphael Schäfer, Jakob Schauer, Tobias Schmid, Christoph Seidl, Alexander Sigl, Dominik Stoiber, Florian Weinberger, Thomas Wühr.

Klasse 10 b: Markus Bangert, Simone Dachs, Josef Ebner, Lilien Ebner, Vanessa Faltl, Christian Feineis, Bastian Gruber, Tobias
Hanninger, Maximilian Hofmann, Justin Keller, Magdalena Loibl, Zoe Loibl, Daniel Mader, Vanessa Pledl, Yannick Pöschl, Lisa-Maria Raithmeier, Sebastian Schlagintweit, Matthias Schönberger, Darian Schreiner, Jonas Schweikl, Anna Stammberger, Johannes Tschöpp, Verena Ulrich, Alexander Weber, Julia Weinberger, Isabel Wölfl.

Klasse 10 c: Natalie Arnold, Chantal Aschenbrenner, Altin Bajrami, Anna Bauer, Lea Beer, Marco Bielmeier, Michael Brunnbauer, Lukas Dankesreiter,Lena Dirmaier, Patricia Eisner, Tabea Fleissner, Sofia Hartl, Andre Kappenberger, Annika Klink, Tina Kolmer, Jonny Kraftzyk, Selina Kuffer, Maximilian Mader, Antonia Muhr, Timon Raster, Christina Rupp, Tobias Salinger, Juliane Schaffer, Marcel Schaffer, Alicia Schmid, Lena Schneider, Fabian Seidl, Annalena Sigl, Julia Sterl, Celina Wiederer.

Die Prüfungsbesten:

Johannes Hofbauer, 10a 1,17
Simone Dachs, 10b 1,17
Verena Ulrich, 10b 1,17
Fabian Seidl, 10c 1,27
Florian Weinberger, 10a 1,33
Julia Sterl, 10c 1,36

Celina Wiederer, 10c 1,55
Sofia Hartl, 10c 1,58
Tobias Schmid, 10a 1,58
Fabian Koksch, 10a 1,58
Timon Raster, 10c 1,64
Magdalena Loibl, 10b 1,67
Alexander Sigl, 10a 1,67
Tina Kolmer, 10c 1,73
Tobias Salinger, 10c 1,73
Juliane Schaffer, 10c 1,73
Christina Rupp, 10c 1,75
Daniel Mader, 10b 1,75
Vanessa Faltl, 10b 1,92
Raffael Miller, 10a 1,92

Corona-Abschluss: Schüler locker

(Bayerwald-Bote) Die Prüflinge sitzen großzügig verteilt in der Turnhalle – auf den ersten Blick scheint alles wie immer bei den Abschlussprüfungen an der Regener Realschule. Sie starteten am gestrigen Mittwoch mit den Deutsch-Prüfungen. Man musste schon genau hinschauen, um zu bemerken, dass die Abstände corona-bedingt noch etwas vergrößert wurden. Zwei Wochen später als üblich sind die Realschüler mit ihren Prüfungen dran. Aber angesichts der turbulenten vergangenen Monate und vieler Befürchtungen gibt sich Schulleiter Alexander Reimer jetzt schon gelassen: Entspannt sei die Stimmung, sagt er, es sei eigentlich eine Abschlussprüfung wie immer. Dazu hätten mehrere Faktoren beigetragen, bilanziert der Chef der Siegfried-von-Vegesack-Realschule sein erstes Regener Jahr. Es sei ein guter Zug gewesen, die 10. Klassen nach den Osterferien als erste wieder ins Schulhaus zurückzuholen. Auch wenn das Arbeiten mit den geteilten Klassen – jede Gruppe eine Woche im Klassenzimmer, eine Woche zuhause – für die Lehrkräfte zeitweise eine Doppelbelastung mit sich gebracht hatte. Beim „Homeschooling“ hatte man zum Glück auf eine hauseigene Alternative zum Programm „Mebis“ zurückgreifen können, das anfangs völlig überlastet war. Und vor allem ist Reimer voll des Lobes über das Engagement seines Lehrerkollegiums und des Schulmanagers Christian Raster.

All das hat zur guten Vorbereitung der Prüflinge beigetragen, und so blickt Reimer den Abschlussprüfungen jetzt gelassen entgegen. Er glaubt nicht, dass die Ergebnisse schlechter sein werden als sonst. Und wenn doch, dann könne immer noch bayernweit beim Punkteschlüssel nachjustiert werden. Freilich war das Gebot des Distanzhaltens auch rund um die Abschlussprüfungen stets präsent. Etwa als die Prüflinge sich am Morgen in der Schulaula versammelten, sich in die Listen eintrugen und die Arbeitsplätze zugewiesen bekamen. Klassenweise gingen die Abschlussschüler dann in die Turnhalle hinüber. 80 Zehntklässler machen in diesem Jahr ihren Abschluss, im vergangenen Jahr waren es 89. Die derzeit übliche Schwankungsbreite, sagt Alexander Reimer. Anders wird es in drei bis vier Jahren sein, sagen die Statistiken, dann gehen die Schülerzahlen nach oben. Und darauf muss sich die Schule rechtzeitig vorbereiten. Da ergibt es sich günstig, dass Reimer demnächst ein zusätzliches Klassenzimmer einplanen kann. Es ist der ehemalige Chemieraum im Souterrain unter der Turnhalle, der lange Zeit ein Dasein als Lagerraum und Rumpelkammer fristete. Handwerker bringen ihn derzeit wieder in Schuss. Dabei wurden auch die nach hinten ansteigenden Sitzreihen etwas ausgeglichen, damit normales Mobiliar aufgestellt werden kann. Diese Umbaumaßnahme ist in diesen Zeiten, trotz der guten Erfahrungen beim „Homeschooling“, gewissermaßen auch ein deutliches Zeichen für die Unverzichtbarkeit des Präsenzunterricht. Denn man nehme, so stellt Reimer klar, aus der Corona-Krise auch diese Lehre mit: Ist auch die Technik noch so gut, ist doch die Präsenz nicht zu ersetzen. „Eine Schule, die auch pädagogisch wirken will, braucht die physische Nähe, ich brauche Mimik und Gestik meines Gegenübers, sonst geht viel verloren.“ Und man erreiche eben im „Homeschooling“ manche Schüler nur schwer, sie driften ab, während andere keinerlei Probleme haben. „Da geht die Schere unweigerlich auseinander“, stellt Reimer fest. Am heutigen Donnerstag stehen die Prüfungen in Französisch an, am Freitag in Englisch. Weiter geht es am kommenden Montag, 6. Juli, mit Mathematik, am Dienstag mit BWR (Betriebswirtschaftslehre/Rechnungswesen), am Mittwoch folgt Physik. Den Abschluss macht am Donnerstag, 9. Juli, der Zweig Sozialwesen.